Programmauszüge / Repertoire Stummfilme



Die kleinen Strolche (Hal Roach, USA 1927-29 / Kurzfilme):

In vier Kurzfilmen erleben die frechsten Gören der Stummfilm-Ära jede Menge Abenteuer, die sie mit viel Witz und Phantasie meistern. Mickey, Joey, Jackie, Mary, Farina und der Hund mit dem Ring ums Auge bringen so manches zu Fall, gehen keiner Schlammpfütze aus dem Weg und ziehen sich mit Charme und Chuzpe doch immer irgendwie aus der Affäre. In „Wiggle Your Ears“ begleitet der Kinobesucher Mary bei ihrer Schwärmerei für den besten Ohrenwackler der Stadt: Harry. „Fast Freight“ entführt die Gang in einer rasanten Zugfahrt zu einem unheimlichen Geisterhaus, in „Cat Dog and Co“ dreht sich alles um das liebe Vieh und in „Saturday Lessons“ greift der Teufel persönlich in die Wochenendplanung der kleinen Strolche ein.

Musikbeispiele:


Nosferatu (Friedrich Wilhelm Murnau, D 1922)

Der Sekretär Hutter lässt das Grauen einen Vertrag unterzeichnen und ahnt bald, dass er damit das Verhängnis in seine Heimatstadt eingeladen hat: die Pest breitet sich in Wisborg aus. Nur das Opfer einer unschuldigen Frau, die das Monster den ersten Hahnenschrei am Morgengrauen vergessen lässt, kann die Pest besiegen... Vampirgeschichten sind noch heute sehr beliebt. Murnau versteht es, die unheimliche Legende Nosferatus mit fantasievollen Spezialeffekten, erhabener Poesie und dezentem Witz zu erzählen.

Musikbeispiele:


Buster Keaton: Der Kameramann (Edward Sedgwick, USA 1928)

Für seine Angebetete Sally tauscht der erfolglose Fotograf Luke den Fotoapparat gegen eine Filmkamera ein. Leider geht in seinem neuen Job einfach alles schief. Auch das Date, das ihm Sally schließlich gewährt, läuft zunächst ebenfalls nicht wirklich nach Plan... Keatons virtuoser Umgang mit aktionsreicher Komödie und seine avantgardereifen, visuellen Experimente geben diesem Slapstick-Meisterwerk seinen besonderen, hoch aktuellen Charakter.

Musikbeispiele:


Die Abenteuer des Prinzen Achmed (Lotte Reiniger, D 1923-1926)

ist der erste abendfüllende Animationsfilm der Filmgeschichte. Er erzählt von der abenteuerlichen Reise des Prinzen Achmed, die am Hofe des großen Kalifen beginnt. Motive aus „1001 Nacht” waren die Inspiration für Lotte Reiniger, die in dreijähriger Arbeit das Storyboard schrieb, die Figuren und Hintergründe aus Papier schnitt und sie dann bewegte. 250.000 Einzelbilder wurden aufgenommen und 100.000 für den Film verwendet. Von der Online Film Critics Society (2003) wurde „Die Abenteuer des Prinzen Achmed” als einziger deutscher Animationsfilm unter die „100 besten programmfüllenden Trickfilme aller Zeiten” gewählt.

Musikbeispiele:


Die Puppe (Ernst Lubitsch, D 1919)

Lancelot hat ein ungewöhnliches Problem: vierzig Jungfrauen verfolgen ihn quer durchs ganze Dorf und wollen ihn heiraten! Sein Onkel, der Baron de Chanterelle hat angeordnet, dass sein einziger Erbe sich eine Frau suchen muss, damit seine Linie nicht ausstirbt. Doch Lancelot will auf gar keinen Fall heiraten! Ihm gelingt die Flucht ins Kloster. Die Mönche bei denen er Unterschlupf findet sind aufgrund ihres wenig enthaltsamen Lebensstils fast bankrott. In der Zeitung lesen sie einige Tage später, dass der Baron an Lancelot 300.000 Francs zahlen will, wenn er nur wieder nach Hause kommt und endlich heiratet. Die Mönche sind begeistert und haben die rettende Idee: Lancelot kann doch statt einer richtigen Frau eine Puppe heiraten! Wer lebensechte Puppen samt Bedienungsanleitung verkauft, wie Lancelot seine Puppe heiratet und wie viel Eigenleben eine solche Beziehung letztendlich verträgt: all das verfolgt der Zuschauer in einer wahrhaften tour de force an urkomischen Einfällen.

„Die Puppe“ ist eine Verwechslungskomödie in typischer Lubitsch-Manier mit enorm trockenen Wort- und Bildwitz und mit einer furiosen Ossi Oswalda in einer verblüffenden Doppelrolle.


Die große Liebe einer kleinen Tänzerin (Marionettenfilm von Alfred Zeisler, D 1924)

Auf dem Jahrmarkt: Die Tänzerin Esmeralda liebt den Löwenbändiger Leonidas. Zauberer Larifari ist rasend eifersüchtig. Er verflucht Esmeralda: jedem Mann, der sich ihr nähert soll der Kopf verdreht werden! Charmant, witzig und einen Hauch morbide entspinnt sich die Liebesgeschichte in einem der ersten Marionettenfilme Deutschlands.


Berlin, die Sinfonie der Großstadt (Walter Ruttmann, D 1927)

Saxophon Katharina Stashik, Klavier Dorothee Haddenbruch, autonome Klangmodule von Franzsika Windisch

über ein Jahr lang legte sich Walther Ruttmann mit seiner Kamera auf die Lauer. Keines seiner Objekte sollte bemerken, dass es gefilmt wurde. Mit einer für diese Zeit ungewöhnlich raschen Schnittfolge montierte Ruttman das Material zu einem dokumentarischem Kunstwerk, das die Großstadt Berlin als einen lebendigen Organismus darstellt. Arm und Reich, Exzess und Arbeit, Maschinen und Menschen reihen sich unmittelbar aneinander. Abseits von allen Konventionen des Spielfilms der 1920er Jahre ist „Berlin, die Sinfonie einer Großstadt“ Dokumentation, Avantgarde, Experiment und Vision zugleich. Dem Lauf des Tages folgend beobachtet die Kamera die schreitenden Füße der Menschen zur Arbeit, zeigt das glühende Eisen der Stahlwerke und verliert sich im Verkehr am Potsdamer Platz. Bis am Abend die Maschinen zum Stillstand kommen und Leuchtreklamen ihr Licht auf Einkaufsstraßen, Revuen, Theater und das abendliche Glücksspiel werfen.


Die elf Teufel (Zoltan Korda, D 1927)

Endlich ein Film der sie alle glücklich macht: Fußballfans und Romantiker! Grandiose Kameraführung! Spannende Geschichte!

In „Die elf Teufel„ prallen zwei Welten aufeinander: In einem Berliner Vorort trainieren die Fußballer des Arbeitervereins „Linda„ mit viel Herzblut, während der mondäne Fußballclub „International„ seine Spieler mit Swimmingpool und Massagebänken verwöhnt.

Doch die „Linda„ hat einen herausragenden Mittelstürmer: Tommy. Er ist mit der guten Seele und Namensgeberin des Vereins verlobt. Sein Talent spricht sich schnell herum. Nun will ihn Mac Lawrence, der Manager von „International„ abwerben. Doch Tommy ist mit Geld nicht zu bestechen. Erst als eine schöne Frau ins Spiel kommt, scheint die Verführung gelungen... Der Sport und die Liebe werden bei einem großen Finalspiel auf die Probe gestellt. Wie wird sich Tommy entscheiden?


Das Cabinet des Dr. Caligari (Robert Wiene, D 1920)

Klaviersolo Dorothee Haddenbruch

Mitte des 19. Jahrhunderts in einem norddeutschen Städtchen. Der Hypnotiseur Dr. Caligari tourt mit seinem weissagenden Medium Cesare. Dieser prophezeit dem Studenten Allan, dass er noch vor Morgengrauen das Zeitliche segnen wird... Die dunkle Geschichte über den Caligari ist eine beeindruckende Mischung aus Horrorfilm und Kriminalgeschichte, die durch eine fantastische Ausstattung und das ausdrucksstarke Spiel seiner Hauptakteure den Zuschauer in eine expressionistisch gestaltete Welt entführt.


Metropolis (Fritz Lang, D 1927)

Saxophon Katharina Stashik, Klavier Dorothee Haddenbruch, Elektronische Musik von Franzsika Windisch

Metropolis, in einer unbestimmten Zukunft. Technik beherrscht das Leben dieser Großstadt, deren Gesellschaft sehr starr in Klassen geteilt ist. Der Film Metropolis hat Science-Fiction-Geschichte geschrieben und wirkt noch heute wegweisend aufgrund seiner unvergesslichen Bilder und Spezialeffekte. Die Situation eskaliert in einer Arbeiterrevolution, in der die Protagonisten in ein spannendes Verwirrspiel zwischen Mensch und Maschine geraten. In diesem monumentalen Klassiker verbinden sich archaische Motive mit berauschenden Zukunftsvisionen.


Kurzfilme

Festball der Berliner Presse (Messter 1899)

Berlin Friderichstrasse 1913 (Messter 1913)

Durch die Vogesen (Raleigh & Robert 1912)

Mobilmachung 1914 (1914)

Im Schatten der Weltstadt (Albrecht Viktor Blum 1930)


foto m-cine 2016