sh
kahl
das
flimmern der atlanten
zu Adolphe Lechtenberg
»Ich
kann es nicht sagen, wo die Süße beginnt,
Ob in den
Zellen des Holzes verkapselt,
Ob
destilliert aus saurer Erde
Oder
nur an den Spitzen, als Vermählung mit Luft.«
dort:
der verirrte blick, die wirrenden augen. hier hangele ich mich an den
konturen
entlang, besser: an den aufwürfen der farben. die betrachtung
wird zum
geologischen akt: das verfolgen von farbschichten, das behutsame
freilegen des
malgrundes, kernbohrungen. das einzelne bild als geographie, als
künstlich
erschaffene landschaft. das werk als atlas, ein bestimmungsbuch, das
modelle
zum abgleichen enthält, diagramme : -graphen. bei Roland
Barthes heiszt es, die
idee der tiefe sei allgemein. im bild bedeutet dies die perspektive.
hier
jedoch sind es die höhenlinien, welche das allgemeine
verbergen. nicht als
medien, sondern als objekte selbst. die aufgabe des betrachters: diese
zu
finden und somit seine orientierung. und in manchen arbeiten sind sogar
ihre
ursprünge erkennbar, aber paradox: nicht sofort sichtbar als
oberfläche. denn
diese wird ihr eigenes material, ohne jedoch genügsam bei sich
selbst zu
verharren, sondern unentwegt neue reize ausbildend, die augen in einem
zustand
der unruhe haltend.
[krefeld, 20.01.2006]