Mutterland ...fast schon als Eindringling |
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"Na
ja, das ist natürlich schon was Rätselhaftes mit dem Loslassenkönnen
und Hergebenkönnen - müssen sowieso, da wirst'e nicht gefragt,
aber das auch zulassen können...." 1993: meine Mutter zeigt mir ihre frühere
Heimat, ein Dorf bei Dresden, das von Kindheit an aus unzähligen
Familiengeschichten in meinen Vorstellungen lebendig ist. Es ist die Entwurzelung meiner beiden Eltern
mit der ich groß geworden bin. Ihre Herkunft lag in meiner Fantasie,
in einem hermetischen Land, in das es kein Zurück mehr geben konnte Die Orte meiner kindlichen Vorstellungen
sehe ich jetzt erschreckend konkret - mit dem Zauber all ihrer Geschichten
behaftet und gleichzeitig banal und befremdlich. Was ist geblieben von der früheren Verwurzelung, dem alten Trauma - deckt sich die Erinnerung noch irgendwo mit der Wirklichkeit - gibt es Platz für meine Mutter in der Gegenwart ihres damaligen Ortes? Gewinnt Heimat erst durch den Verlust Sinn oder Überhöhung? Was heißt Verbundenheit - was Sentimentalität und Verstrickung? Meine Mutter bemüht sich um die Rückgabe
des Hauses, in dem seit 20 Jahren neue Eigentümer leben. |