Aachener BUSCHTUNNEL erhält neue Röhre

Im Jahre 2004 begann der Bau eines neuen Eisenbahntunnels zwischen Aachen und der deutsch-belgischen Grenze. Er soll den bestehenden Buschtunnel ergänzen, so dass die Strecke für den internationalen Hochgeschwindigkeits-Verkehr tauglich wird. Nach der Fertigstellung wird der alte Buschtunnel saniert, der 1843 in Betrieb ging. Bis zur Fertigstellung begleitet Bundesministerin Ulla Schmidt das Bauprojekt als Tunnelpatin.

Anwohner bekamen Blick hinter die Kulissen

Altes Montzener Gleis abgebaut

Guss der inneren Röhre hat begonnen

Durchschlag im neuen Tunnel  –  mit Ulla Schmidt

Barbara-Andacht im Tunnel  –  mit Ulla Schmidt

Reportage: Im neuen Buschtunnel läuft alles nach Plan

Stichwort: Der Buschtunnel bei Aachen

Tunnel macht Fortschritte

Buschtunnel geht untertage  –  mit Ulla Schmidt

Bahn informiert Bürger über die Baustelle Buschtunnel


Grenz-Echo (Belgien) - 2.11.2006
Aachener Zeitung - 3.11.2006

Thomas Kreft

Im neuen Aachener Buschtunnel wird das Gewölbe gegossen

Anwohner bekamen Blick hinter die Kulissen

Dass ein Bauvorhaben wie der neue Aachener Buschtunnel nicht ganz ohne Lärm und Schmutz zu verwirklichen ist, hat die Deutsche Bahn nie geleugnet. Und wenn die Anwohner diese Nachteile schon zu dulden haben, sollten sie zumindest hinter die Kulissen schauen dürfen. Bauleiter Bernd Rosenberg von Hochtief und Detlev Morawitz von der DB-Bauaufsicht entführten die Nachbarschaft nun in eine der interessantesten Bauphasen des Tunnels.

Mit Hilfe eines riesigen Schalungswagens wird nämlich zurzeit das Gewölbe der Röhre gegossen. Der Platz unter einem solchen Wagen ist so geräumig, dass sich die Gäste fast in einer kleinen Fabrikhalle wähnten mit den vielen Verstrebungen, Leitungen, Flutlichtern und Arbeitsbühnen. Zehn Meter lang ist das Ungetüm, und ebenso lang ist jeder Abschnitt der Röhre von Baunaht zu Baunaht. 100 Kubikmeter Beton passen jeweils hinein. Die Facharbeiter müssen mittels Klappen genau kontrollieren, dass die Menge stimmt. Reicht es nicht, bleiben Hohlräume zurück. Wird zuviel verpresst, beult sich die Schalung aus.

Acht bis zehn Stunden benötigt der Beton, um sich selbst zu tragen. Der Schalungswagen kann nun auf Arbeitsschienen zum nächsten Abschnitt fahren. Um die Nennfestigkeit zu erreichen, muss der Beton 28 Tage ruhen. Ein Nachbehandlungswagen hält das Kunstgestein, dass beim Aushärten Energie freisetzt und dabei 50 Grad Celsius entwickeln kann, feucht, damit es keine Risse bildet.

Die Nahtstellen zwischen den Abschnitten werden mit Dichtungsbändern aus Stahl und Kunststoff versehen, so dass kein Grundwasser durchsickern kann. Vorläufig besteht zwar noch die Außenschale. Die ist aber in der Statik nicht eingerechnet. Die Innenschale muss die ganze Last allein tragen können. An den Tunnelenden wird schließlich noch in Freibauweise weitergebaut: auf der Aachener Seite 20 Meter und auf der Bildchener Seite 31 Meter. Dort wird das Tunnelportal schräg abschließen und etwas gegenüber dem alten Tunnel vorkragen.

In Sachen Baustellenbetrieb versicherten die Organisatoren den Anwohnern, mehr auf eine langsame Fahrweise der Lkw zu achten. Besonders das Gepolter der leeren Fahrzeuge hatten einige Bürger moniert.

Seitenanfang


Grenz-Echo (Belgien) - 23.9.2006

Thomas Kreft

Altes Montzener Gleis abgebaut

Zwischen Buschtunnel und Grenze gehen die Arbeiten weiter

Die Bauarbeiten am Buschtunnel weiten sich jetzt auch auf den Streckenabschnitt Richtung Grenze aus. Nachdem im alten Tunnel schon seit längerer Zeit bereits ein Gleis stillgelegt ist, wurde auch bei Bildchen das zweite Gleis aus dem Verkehr gezogen und vor einigen Tagen sogar bereits abgebaut. Erst in Belgien fahren die Züge jetzt wieder zweigleisig. Derzeit tragen Bagger das Schotterbett in Höhe Bildchen/Preuswald ab. Das Material wird wiederaufbereitet und anderswo neu verwendet. Bei dem Gleisabschnitt handelt es sich um den Schienenstrang, der ursprünglich auf die Nebenstrecke nach Montzen abzweigte. Nach deren Stillegung wurde er weiter genutzt, um die Hauptstrecke auf den belgischen Linksverkehr umzuleiten. Das Brückenbauwerk aus dem Jahre 1918, das zum kreuzungsfreien Abzweig diente, wurde dabei zu einem so genannten Überschneidungsbauwerk umfunktioniert. Zurzeit benutzen es die Baufahrzeuge zum Überqueren der Bahnstrecke. Im Zuge des Ausbaus wird es abgebrochen. Der Termin stehe aber noch nicht fest, erklärt DB-Sprecher Udo Kampschulte. Unklar sei ferner, ob das jetzt freigeräumte Teilstück künftig den vorgesehenen Rettungs-Zufahrtsweg zum Tunnel aufnimmt. Denn: Es werde sich dort noch viel verändern. So muss die neue Trasse etwas höher liegen, dazu wird ein Damm aufgeschüttet.

Seitenanfang


Grenz-Echo (Belgien) - 17.8.2006
Aachener Zeitung - 18.8.2006

Thomas Kreft

Guss der inneren Röhre hat begonnen

Der Aachener Buschtunnel geht in die dritte Bauphase

In Bildchen wird gerade der Schalwagen für das Tunnelgewölbe installiert.

Seit dem Tunneldurchstich wird die Sohle ausgehoben und mit Beton ausgespritzt.

Der Bau des neuen Aachener Buschtunnels geht in die dritte Runde: Vor einigen Tagen begannen die Betonspezialisten damit, die innere, entgültige Tunnelröhre zu gießen. Im ersten Schritt war vom Juni vergangenen Jahres bis zum Durchstich in diesem Frühjahr der obere Teil gegraben und provisorisch ausbetoniert worden. Danach folgte von Bildchen aus der untere Teil, die so genannte Sohle. Diese Arbeit ist jetzt bis auf rund 30 Meter zum Aachener Portal hin vorgerückt und wird in ein bis zwei Wochen beendet sein. Dazu muss das untere Drittel der provisorischen Hülle, bestehend aus Stahlträgerringen, Stahlmatten und Spritzbeton, wieder herausgetrennt werden. Dann hebt ein Bagger das Erdreich darunter aus, und die Hülle wird auf dem tieferen Niveau wiederhergestellt. Die Röhre sieht also wieder so aus wie vorher. Der Vortrieb muss dabei in kleinen Schritten geschehen, denn längere offene Strecken würden die Stabilität des Bauwerks gefährden.

Auf der "belgischen" Seite nimmt derweil die innere Schale Gestalt an. 150 Meter weit reicht die neue Sohle bereits in den Berg hinein. Dabei reicht es nicht aus, eine Röhre in Form eines Hufeisens zu gestalten. Um dem Druck des Gebirges standzuhalten, muss der Tunnel vollständig rund sein. Dazu wird die Sohle bogenförmig eingeschalt und von der Seite her mit Beton aufgefüllt. Außen wird zuvor eine Schutzhülle aus Kunststoff ausgelegt, so dass die innere und die äußere Schale nicht aneinander reiben können. Die Ansätze der Inneren Schale, die in Zehn-Meter-Abständen folgen, erhalten zusätzlich Dichtungsringe, so dass kein Grundwasser eindringen kann. Später wird die Hohlform der Sohle aufgefüllt und die Bahngeleise verlegt.

Nach der Sohle kommt im vierten Schritt das Gewölbe an die Reihe. Die Experten sind zurzeit in Bildchen dabei, den mächtigen Schalungswagen aufzubauen, der auf vorrübergehend angelegten Schienen in den Tunnel hineinfahren wird. Das soll Ende September soweit sein. Die bisher offenen kurzen Strecken an den Tunnelenden werden auf gleiche Weise geschlossen und anschließend aufgefüllt.

Derzeit füllen Lastwagen die Hohlräume hinter den Stützwänden der Tunneleinschnitte mit Aushub auf, Bagger und Walzen verfestigen den Sand. Besonders die Rüttelwalze sorgt dabei für heftige Vibrationen in den nahegelegenen Häusern in Bildchen. Die Beschwerden hielten sich aber in Grenzen, sagt Udo Kampschulte, stellvertretender Pressesprecher der Deutschen Bahn in NRW: "Wir haben selten so friedliche Anwohner wie am Buschtunnel."

Seitenanfang


Aachener Zeitung - 29.5.2006
Grenz-Echo (Belgien) - 29.5.2006
Weitere Fassung:
Kirchenzeitung Aachen - 18.6.2006

Thomas Kreft

Durchschlag im neuen Aachener Buschtunnel vollzogen

Ministerin Schmidt: "Der Zeitplan wird erfüllt und der alte Tunnel saniert"

Unter Anleitung eines Facharbeiters riss Ulla Schmidt mit dem Bagger ein großes Loch in die Stirnwand des Tunnels.

"Wir haben allen Grund, optimistisch zu unseren belgischen Nachbarn zu blicken" - mit markigen Worten würdigte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt den Baufortschritt im neuen Aachener Buschtunnel. Als Tunnelpatin vollzog sie am Samstag den offiziellen Durchstoß der neuen Röhre, die allein von der deutschen Seite aus aufgefahren wird. Tatsächlich haben die Mineure sogar schon in der Osterwoche Tageslicht am anderen Ende gesehen. Indes hatte die Prominenz seit langem den 27. Mai im Terminkalender notiert, und so hatte man kurzerhand die Röhre wieder mit einer Betonattrappe verschlossen.

"Das Buschtunnelprojekt ist beispiellos", lobte Schmidt bei dem Festakt vor Ort. "Als Patin bin ich froh, dass keine schweren Unfälle zu beklagen sind." Das Verhältnis zu den Anwohnern sei beispielhaft, die Arbeit der Mineure einen Applaus wert.

Die Gesundheitsministerin hob den Tunnel als wichtigen Teil der ersten internationalen Hochgeschwindigkeitsstrecke in Europa hervor. Vehement trat sie jüngsten Gerüchten entgegen: "Der Zeitplan beim Bau der neuen Röhre wird erfüllt und der alte Tunnel anschließend saniert." Im Verkehrsministerium stehe das Geld dafür bereit.

Für die DB-Netz sprach Karl-Jörg Gerke seinen Dank aus für die Unterstützung durch die politischen Entscheidungsträger, für die Planung der DB-Projektbau, für die Termintreue der Bauunternehmen. Die Aufsichtsbehörden hätten durch konstruktives Miteinander zur Einhaltung der Zeitziele beigetragen. Den Nachbarn bescheinigte Gerke viel Geduld bei Dreck und Lärm.

"Bauen im Aachener Sand gehört zur hohen Schule des Tunnelbaus", betonte Wolfram Stüber von der ausführenden Firma Hochtief. Schwere Unfälle seien ausgeblieben dank der Professionalität und Umsicht der Mineure, lückenloser Bauüberwachung, minutiöser Planung und der schützenden Hand der heiligen Barbara.

Nach den Ansprachen nahm Ulla Schmidt auf dem Bagger Platz und setzte zum Tunneldurchschlag an, was mit der Erfahrung vom Baubeginn diesmal reibungslos klappte. Aufatmen konnten auch die Gäste, als eine erfrischende Briese aus belgischen Landen die stickige Tunnelluft durchwehte. "Wenn es immer so einfach wäre, für frischen Wind zu sorgen, dann wäre ich schon zufrieden", scherzte die Ministerin.

Rund um die Uhr haben die Mineure seit dem Tunnelanschlag vor elf Monaten gearbeitet, Unterbrechungen gab es untertage nur beim Barbarafest, auf Sylvester und zu Ostern. Bisher wurden 39.000 Quadratmeter Wald und Gebüsch gerodet, dreieinhalb Kilometer Gleis und fünf Weichen abgebaut, 3.500 Quadratmeter Böschungsfläche mit Spritzbeton gesichert, riesige Stützwände neben den Tunnelportalen gegossen. In der Tunnelröhre selber liegen 40 Kilometer Stahlrohr für die Rohrschirmsicherung, wobei die einzelnen Rohre so in den Berg getrieben wurden, dass der Bagger darunter den Sand abgraben konnte. Aus 7.300 Kubikmetern und 250 Tonnen Stahlmatten besteht die nun fertiggestellte obere Hälfte der provisorischen Tunnelhaut, die die Bürger am Samstag durchschreiten durften.

Auf den letzten Metern haben die Arbeiter bereits damit begonnen, auch die Tunnelsohle herzurichten. Der Rohbau wird Ende dieses Jahres fertig sein, dann folgt der Innenausbau. Am 22. September 2007 soll der erste Zug durch den neuen Tunnel rollen.

Seitenanfang


Aachener Zeitung - 5.12.2005
Grenz-Echo (Belgien) - 6.12.2005
Weitere Fassung:
Kirchenzeitung Aachen - 25.12.2005

Thomas Kreft

Barbara-Andacht im Buschtunnel

Zum Barbarafest am zweiten Advent wurde im Buschtunnel eine ökumenische Andacht gehalten.

Manche Traditionen halten sich bis heute ungebrochen, wo man sie nicht mehr vermutet. So glauben in unserer durchglobalisierten High-Tech-Gegenwart die Bergleute und Mineure noch immer an den besonderen Schutz der heiligen Barbara - sicher ist sicher, denn ihre Tätigkeit unter Tage ist alles andere als ungefährlich. Das gilt besonders für den neuen Aachener Buschtunnel. Hier bereitet feiner, nachrutschender Sand eine große Gefahrenquelle. Der Barbaratag, der 4. Dezember, fiel in diesem Jahr auf den zweiten Adventsonntag.

So gab sich die Deutsche Bahn die Ehre, aus diesem Anlass zum ökumenischen Gottesdienst in den Tunnel zu laden. Viele Bürger machten sich auf, pilgerten die schlammige Baustraße hinauf, würdigten das historische alte Tunnelportal eines anerkennenden Blickes und schritten trockenen Fußes weiter in die neue Röhre hinein. Nach einigen hundert Metern nahte endlich das Ziel. Wo sonst unter ohrenbetäubendem Lärm gebohrt, gebaggert und Beton gespritzt wird, empfing den staunenden Besucher ein festlich mit Tannengrün und Kerzen geschmücktes Gewölbe.

"Seit jeher sind Menschen unterwegs, auf Straßen und Schienen," sprach der evangelische Pfarrer Edgar Wasselowski. Bei allem Unterwegssein wolle er daran erinnern, dass Gott das Ziel unseres Handelns ist. Dazu zitierte er den Propheten Jesaja: "Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste."

In seiner Predigt verglich Pfarrer Monsignore Helmut Poqué den Tunnel mit einem Bild für das ganze Leben. "Wir sind oft in Dunkelheiten gefangen, sehen keinen Ausweg, kein Licht am Ende des Tunnels." Gerade die Adventszeit zeige uns aber, dass es ein Licht gebe, das jedes Dunkel erhellt. Gemeint war Jesus Christus und seine Geburt zu Weihnachten. Auch die Märtyrerin Barbara habe an das Licht geglaubt, als sie im dunklen Turm gefangen war.

Auf der belgischen Seite des Buschtunnels werden zur Zeit Bohrpfähle für der Stützwand gegossen.

Im Anschluss an den Gottesdienst beschwor Tunnelpatin und Bundesministerin Ulla Schmidt den großen Nutzen des Tunnelbaus für die Region, würdigte die harte Arbeit der Mineure und dankte für das bisher unfallfreie Gelingen. Damit das auch weiterhin so bleibe, werde sie in Kirchen eine Kerze anzünden, wo immer sie dort eine Barbarafigur sehe. Die Bahn indes hatte keine Mühen gescheut, die Gäste zu beköstigen - vom Begrüßungssekt bis zum Mittagsbüffet war alles im wohlgeheizten Tunnel organisiert.

Die Besucher nutzen die Gelegenheit aber auch, um ausgiebig die Baufortschritte zu studieren. Linker Hand des Tunnels ragt mittlerweile eine fast vollendete Stützwand empor. Im alten Tunnel ist das linke Gleis stillgelegt und zum Teil abgebaut. Dies erlaubt derzeit den Blick durch die völlig gerade gemauerte Ziegelröhre gen Belgien. Ein Eisenbahnfreund hatte sich hier sogar mit der Kamera postiert - in der Hoffnung auf einen vorbeifahrenden Zug.

Der Tunnelvortrieb reicht jetzt 385 Meter weit in den Berg hinein, gemessen vom Tunnelportal auf der Aachener Seite aus. Damit ist die halbe Tunnellänge zwar gut überschritten, das anvisierte Zeitlimit aber auch. Der Wintereinbruch und geologische Schwierigkeiten hätten die Arbeit verzögert, sagt Bahn-Sprecher Udo Kampschulte. So werde der Tunnel nicht Ende 2006, sondern Anfang bis Mitte 2007 fertig. Die Kosten von 50 Millionen Euro wolle man aber einhalten. Auf der Belgien zugewandten Seite wird wegen der nahen Besiedlung nicht an der Röhre gebohrt. Lediglich für den Tunneleinschnitt mit den Schützwänden arbeitet dort schweres Gerät. Auch der ursprünglich geplante Vortrieb der ersten Meter unterbleibt. Wer also Zeit hat, kann sich auf die Lauer legen und dabeisein, wenn eines Tages der Bagger wie ein Maulwurf aus dem Erdreich bricht.

Seitenanfang


Grenz-Echo (Belgien) - 28.9.2005

Thomas Kreft

Im neuen Buschtunnel läuft alles nach Plan

Mineure bereiten die frisch abgetragene Stelle zum Betonieren vor. Der "Spritzbüffel" überzieht Sandfläche und Stahlmatten mit einer Betonschicht.

Keine verschlissenen Bohrmeißel, keine gefährlichen Sprengungen machen den Mineuren zu schaffen. Weich und geschmeidig ist das Sandgebirge im Aachener Wald, es leistet keinerlei Widerstand. Gerade das aber fordert die Ingenieurskunst heraus beim Bau des neuen Buschtunnels.

Vor einem Vierteljahr vollzog Bundesministerin Ulla Schmidt auf der Aachen zugewandten Seite den offiziellen Tunnelanschlag. Zuvor hatten Bautrupps die Böschungen gerodet, abgetragen und mit Spritzbeton befestigt. Nun sind die Mineure unter Tage 220 Meter weit vorgestoßen, 491 Meter liegen noch vor ihnen. Täglich kommen sie bis zu vier Meter voran. Zunächst entsteht dabei nur eine provisorische Außenhaut, genauer: deren obere Hälfte, die so genannte "Kalotte".

Und so gehen die Arbeiter voran: Zunächst wird die Stirnwand - der Fachmann spricht von der "Ortsbrust" - mit Eisenmatten belegt und dünn mit schnell bindendem Beton bespritzt. Diese Fläche entspricht etwas mehr als dem entgültigen Tunnelquerschnitt. Darauf zeichnen die Fachleute das Tunnelprofil an. Entlang dieser Linie werden in kleinen Abständen 17 Meter lange Eisenrohre ins Gebirge hineingetrieben, die als "Rohrschirm" eine Art Schutzgewölbe bilden. Darunter kann ein Bagger ein bis zwei Meter weit den Sand ausgraben. Dann macht der Bagger wieder dem "Spritzbüffel" Platz. Der betoniert die Fläche erneut ein. Bevor die Außenwand das gleiche Schicksal ereilt, werden Stahlbögen in Ein-Meter-Abständen eingesetzt. Wichtig ist dabei, dass jede freigelegte Sandfläche sofort wieder verschlossen wird - sonst kann der Sand schnell nachrutschen. Alle 14 Meter ist ein neuer Rohrschirm fällig. 50 Zentimeter ist die Schale schließlich dick. Sie besteht aus dem Rohrschirm, den Stahlbögen, Eisenmatten und Beton. Um völlig stabil zu sein, wird die Schale auch unten angelegt, so dass sie ein Rund bildet. Diese vorläufige "Sohle" weicht später dem unteren Tunnelausbau. Zunächst füllt der Bagger die Sohle wieder mit Sand auf, über den die Baufahrzeuge rollen können.

Die Bohrschnecke dient dazu, die Fundamentlöcher für die Stützwände zu bohren.

An sich wäre bei der beindruckenden Weite der Röhre wohl keine Atemnot zu befürchten, würde nicht das schwere Baugerät den Sauerstoff verbrauchen und die Luft mit Abgasen verpesten. Ständig führt ein dickes Rohr deshalb den Arbeitern im Inneren des Gebirges frische Luft zu. Reger Verkehrsbetrieb herrscht im Tunnel: Spezial-Lastwagen fahren rein und raus, um den Sand abzutransportieren, 55.000 Kubikmeter summa summarum. Silowagen bringen den Spritzbeton heran. Wegen der Explosionsgefahr von Benzinabgasen sind drinnen außerdem nur Dieselmotoren zugelassen.

Auf der anderen Tunnelseite in Bildchen laufen derweil noch die Arbeiten am Tunneleinschnitt. Da die Baufahrzeuge hier durch bewohntes Gebiet rollen müssen, wird von hier aus nur der Anfang des Tunnels "aufgefahren". Die Straße oben in der Siedlung bietet einen guten Überblick auf das Geschehen. Die gewaltige Anschlagswand, die die Böschung vor dem Abrutschen schützt, ist noch in Arbeit. Der Spritzbeton dazu kommt hier aus der Leitung, denn oben an der Straße halten Silos den Baustoff bereit. 15 Meter tiefe Stahlanker sichern das Provisorium zusätzlich. Derweil entstehen bis zu 20 Meter lange Bohrpfähle für die Stützwand. 30 Meter lang

Stichwort: Der Buschtunnel bei Aachen

Der Buschtunnel verläuft südlich von Aachen unter der höchsten Stelle der Lütticher Straße, die die Kaiserstadt mit Kelmis verbindet. Der Tunnel wurde 1843 fertiggestellt und ist heute der älteste noch befahrene Eisenbahntunnel in Deutschland. Ebenso alt ist die Bahnlinie, die hindurchführt. Als erste internationale Strecke der Welt - von Antwerpen über Lüttich, Herbesthal und Aachen nach Köln - ist sie in die Geschichte eingegangen. 691 Meter ist der aus Ziegelsteinen gemauerte Buchtunnel lang. 50 Meter Gebirge lasten auf seinem Gewölbe, nicht viel im Vergleich, doch hätte ein Einschnitt zu viel Fläche und damit Geld verschlungen. Für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit 160 Stundenkilometern entsteht zur Zeit eine zweite Tunnelröhre aus Beton von 711 Metern Länge. Sandiger Untergrund bereitete den Ingenieuren damals wie heute eine besondere Herausforderung und ließ 1909 ein Neubauprojekt scheitern. Das Belgien zugewandte Tunnelportal ist über ein Anliegersträßchen zugänglich, dass am preußischen Meilenstein hinter Aachen-Bildchen rechts von der Hauptstraße abzweigt. Die Aachener Seite liegt versteckt im Wald gegenüber der Waldschenke (Lütticher Straße / Abzweig Ronheider Berg) und ist von dort aus zu Fuß in etwa zehn Minuten erreichbar.

sind die Anker dafür geplant, bis zu 10 Meter tief reichen die Pfähle in den Untergrund . Unermüdlich schraubt sich ein großes Bohrgerät mittels Schnecke in den Sand, fährt wieder hoch und schüttelt den Sand ab. So geht es weiter, bis die Solltiefe erreicht ist. Lange Stahlkörbe werden ins Loch hinabgelassen, dann fließt der Beton. Dicht an dicht wird die Reihe, Schablonen zeichnen schon die nächsten Bohrpfähle vor.

Wenn der Tunnel durchgebrochen ist, folgt die untere Hälfte: "Strosse" (Mittelbereich) und "Sohle" (Bodenbereich). Stück für Stück werden die Arbeiter die Bodensegmente des ersten Durchgangs wieder entfernen und den unteren Teil der Außenschale ergänzen. Erst wenn auch diese Konstruktion steht, begeben sich die Experten an das eigentliche Tunnelbauwerk: eine Betonröhre mit 40 Zentimetern Wandstärke. "Sie muss alles aushalten", erläutert Bahnsprecher Udo Kampschulte. Die äußere Schale hat dann ihre Schuldigkeit getan.

Wenn alle gut geht, rollt im Dezember 2006 erstmals ein Hochgeschwindigkeitszug durch den neuen Buschtunnel. Zuende sind die Arbeiten dann aber noch nicht. Denn die alte Röhre wartet schon auf ihre Restaurierung. Neuer und alter Tunnel nehmen schließlich je ein Gleis auf. Durch den alten Tunnel geht es in Richtung Aachen, durch den neuen in Richtung Lüttich. Vom Aachener Hauptbahnhof an gilt belgischer Linksverkehr.

Hintergrund: Als Mineur im Buschtunnel

Je sechs Mineure arbeiten auf einer Schicht oder fachsprachlich als ein "Tunneldrittel" vor Ort im Buschtunnel zusammen. Zu etwa gleichen Teilen stammen sie aus Österreich, Thüringen und Westdeutschland. Untergebracht sind sie in Wohncontainern nahe der Baustelle; Sieben Tage heißt es durcharbeiten, dann geht es wieder in die Heimat. Mineur ist kein Beruf, den man in einer Lehre erlernen kann. Wer Mineur werden möchte, heuert an und lässt sich einarbeiten. In der Praxis sind es aber meist Leute, die bereits im Bergbau Erfahrung gewonnen haben.

Seitenanfang


Grenz-Echo (Belgien) - 7.9.2005
Aachener Zeitung - 15.9.2005

Thomas Kreft

Buschtunnel macht Fortschritte

Die Bauarbeiten am Buschtunnel im Aachener Wald gehen voran: Auf der belgischen Seite haben sich die Bagger tief in den Hang eingearbeitet, um Platz für den eigentlichen Tunnelbau zu schaffen. Damit die ganz aus feinem Sand bestehende Böschung nicht mitsamt darüber liegender Straße und Häuser ins Rutschen gerät, wurde die steile Fläche mit einer so genannten Anschlagswand versehen. Sie besteht aus einer Betonschicht, die auf Stahlgitter gespritzt und mit Ankern im Untergrund gesichert wurde. Nach Fertigstellung der neuen Bahntrasse verschwindet diese Wand wieder, und das Terrain wird renaturiert. In dieser Woche haben die Bauarbeiter damit begonnen, bis zu 31 Meter tiefe Löcher zu bohren und mit Stahlbeton auszugießen. Sie bilden später eine solide Stützwand, wenn davor der Sand abgetragen ist. Etwa 20 bis 30 Meter wird man schließlich von dort aus den Tunnel vortreiben, sagt Bahn-Pressesprecher Udo Kampschulte. Das Gros der Röhre wird aber von der Aachener Seite aus gebohrt. 160 Meter reicht sie mittlerweile ins Gebirge hinein.

Seitenanfang


Grenz-Echo (Belgien) - 30.6.2005
Weitere Fassung:
Kirchenzeitung Aachen - 31.7.2005

Thomas Kreft

Nachdem die sandigen Hänge aufwendig gesichert worden waren, verfolgten zahlreiche Bürger den Beginn der eigentlichen Tunnelarbeiten.

Aachener Buschtunnel geht untertage  –  Anstich mit Bundesministerin Schmidt

50 Millionen Euro kostet die neue Röhre. Altes Bauwerk unter Denkmalschutz

Die Vorbereitungen im Gelände laufen seit einem halben Jahr, nun geht es untertage weiter: Der Vortrieb des neuen Buschtunnels im Aachener Wald hat offiziell begonnen. Als Tunnelpatin war Bundesministerin Ulla Schmidt in ihre Heimat geeilt, um den symbolischen ersten Baggerstoß unter der sengenden Nachmittagssonne zu vollziehen. Baulärm und Dreck müssten die Anwohner zwar ertragen, so die Ministerin, der Tunnel aber komme allen Bürgern zugute. 50 Millionen Euro kostet die neue Röhre. Und: Seit einigen Tagen stehe auch entgültig fest, dass der alte Tunnel für weitere 15 Millionen Euro saniert wird, erklärte Staatssekretär Achim Großmann. Als ältester noch benutzter Eisenbahntunnel in Deutschland steht dieses Bauwerk unter Denkmalschutz. Die Planung begann 1838, schon 1843 war die aus Ziegeln gemauerte Röhre fertig. "Von dieser Bauzeit können wir uns eine Scheibe abschneiden", meint Klaus Junker von der DB-Netz AG, die als Bauherr fungiert.

Des Weiteren stellte Großmann die Entlastung der Güterbahnstrecke Aachen-Monzen durch den so genannten Eisernen Rhein (Duisburg-Roermond-Antwerpen) in Aussicht: Ein Schiedsspruch zwischen Belgien und den Niederlanden habe wieder Bewegung in die Reaktivierungspläne jener Strecke gebracht.

Die Strecke Aachen-Lüttich bleibt indes dem Personenverkehr vorbehalten, der Ausbau für den 160-Stundenkilometer-Betrieb läuft auf Hochtouren. Der Buschtunnel zählt dabei zu den aufwendigsten Projekten auf deutscher Seite. Der Bau gilt als schwierig, weil das Gebirge aus Sand besteht. Der ist zwar leicht abzugraben, rutscht aber im Stollen von oben nach. Deshalb werden zunächst Injektionsspieße in den Berg getrieben, die dicht nebeneinander einen Schirm bilden. Unter dem Schutz dieses Schirms lässt sich der Sand ausbaggern. Der so gewonnene Hohlraum wird mit Stahlmatten und Spritzbeton ausgekleidet. Auf diese Weise arbeitet sich der Bautrupp 711 Meter lang Stück für Stück durch den Berg. Wenn die Außenschale fertig ist, folgt die 40 Zentimeter dicke Innenschale. "Das Bauwerk kann sich mit jedem Tunnel in den Alpen messen", schwärmt Wolfram Stüber von der ausführenden Firma Hochtief angesichts der Herausforderung.

Bundesministerin Ulla Schmidt stellt die Barbara-Figur an ihren Platz am Tunnelportal.

Ein Heimspiel, könnten die Facharbeiter doch endlich einmal zuhause arbeiten nach strapaziösen Projekten in Chile oder Australien. Ende 2006 soll der Tunnel in Betrieb gehen. Dann ziehen die Bauleute in die alte Tunnelröhre um, die derweil messtechnisch überwacht wird. Beide Tunnel führen künftig nur ein Gleis, denn der Gegenverkehr von Schnellzügen ist unter der Erde nicht mehr erlaubt.

Dass jegliche Sicherheitsbedenken berücksichtigt werden, darin waren sich alle Redner einig, ebenso jedoch, dass trotzdem immer etwas passieren kann. So stellten sie den Tunnel unter den Schutz der heiligen Barbara, deren Figur fortan am Eingang wacht. "Sie soll die Mineure stets daran erinnern, dass sie unter der schützenden Hand Gottes stehen", sprach der katholische Pfarrer Helmut Poqué in der ökumenischen Andacht. Sein evangelischer Kollege Edgar Wasselowski zitierte Jesaja, Kapitel 40: "Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste." Eine passendere Anspielung auf den Öcher Sand lässt sich im Buch der Bücher wohl kaum finden.

Seitenanfang


Aachener Zeitung - 13.10.2004

Thomas Kreft

Lastwagen rollen mitten durch die Zollsiedlung

Vertreter der Deutschen Bahn AG informierten Bürger über die Baustelle Buschtunnel

Aachen. Der Tunnel kommt, und mit ihm Dreck und Lärm. Bis 2007 dauert der Ausbau der Bahnstrecke Aachen-Lüttich (wir berichteten). Was auf die Anwohner in Ronheide und Bildchen zukommt, darüber informierten Vertreter der Bahn am Dienstag in Preuswald.

Die Rodung auf der Ronheide - von dort aus wird der Tunnel gegraben - hat bereits begonnen, in zwei bis drei Wochen zieht die Kolonne zum anderen Tunnelende unterhalb der ehemaligen Zollsiedlung Bildchen. An den Südseiten der Tunneleinschnitte entstehen bis 20 Meter hohe Stützwände mit schallschluckenden Oberflächen. Schallschutzanlagen verschiedener Höhen werden nordseitig der Ausbaustrecke errichtet. Ferner sollen keine lauten Güterzüge die Ohren belasten, erklärte Bahnsprecher Udo Kampschulte.

Eine Baustraße führt auf der Aachener Seite vom unteren Eberburgweg unmittelbar zum Bahndamm. Von Bildchen aus gestaltet sich die Anfahrt komplizierter. Von unten ist die Baustelle nicht erreichbar, weil dazu die Gleise überquert werden müssten; die Brücke zum Entenpfuhler Weg ist für schweres Gerät nicht ausgelegt. Als einzige Lösung bleibt laut Bahn die Zufahrt durch die Zollsiedlung, deren Bewohner in diesem Jahr bereits von umfangreichen Stawag-Arbeiten auf die Geduldsprobe gestellt wurden. Die prekäre Situation in dem engen Sträßchen räumte Kampschulte ein; die Anwohnerzufahrt bleibe aber stets garantiert.

Für Unmut sorgten Aussagen über die Abfuhr des Erdreichs von ein bis zwei LKW je Stunde. Dieser Ansatz sei zu niedrig, meinten mehrere Anrainer. Den Abtransport per Bahn schloss Projektleiter Ulrich Kalka aus. In Hinblick auf Gebäudefolgeschäden dokumentieren Fachleute im Vorfeld etliche Wohnhäuser. Besonders betrifft das die Häuser direkt über dem neuen Tunnelportal in Bildchen. Ganz auszuschließen seien Bergsenkungen nicht, so Kalka.

2006 wird die Entenpfuhler Brücke neu gebaut; während dessen steht eine Behelfsbrücke zur Verfügung. Ersatzlos verschwinden soll jenes Brückenbauwerk aus dem ersten Weltkrieg, das das rechte Gleis auf den belgischen Linksverkehr überführt. Künftig fahren die Züge schon ab dem Aachener Hauptbahnhof links.

Einen Fußgänger-Bahnübergang am Gut Breitenstein forderten einige Bürger. Zurzeit kreuzt dort ein "wilder" Übergang die Gleise. Früher, so erinnerten sich einige Anwohner, soll hier für die Kühe eine Unterführung bestanden haben, die aber im Krieg verschüttet oder gesprengt worden sei. Die Wiederherstellung habe man bereits 1999 im Zuge einer Bürgeranhörung offiziell gefordert, hieß es weiter. Die Antwort lasse seitdem auf sich warten. Woran auch die jetzige Bürgerinformation nichts änderte - von dem Vorgang wisse er nichts, sagte Kampschulte. Ein Übergang sei derzeit nicht geplant. Die Strecke vom Brüsseler Ring zum Hauptbahnhof bleibt im jetzigen Zustand. Jedoch ist dieser Abschnitt im Lärmsanierungsprogramm des Bundes vorgemerkt.

Seitenanfang