Katholische Gemeinde St. Paulus in Göttingen


Schöpfung wiedergefunden
und nun?

- Vernetzung wofür? -

Zwei Themen waren im Mittelpunkt unseres Sommerfestes, das am Sonntag nach Fronleichnam statt fand: "Die Suche nach der Schöpfung" und "die Vernetzung".
Entstanden waren sie auf unserer Suche nach einem zukunftsfähigen Leitbild für unsere Gemeinde St. Paulus.
Begründet waren diese Themen durch die Fragen:

Worauf gründet sich unser Handeln?
Aus welcher Hoffnung (Vision) heraus leben wir?
Wie sollen wir die Zukunft mitgestalten?
Dies sind Fragen nach unserer Spiritualität und nach unserem ganz konkreten, alltäglichen Lebensstil.
Was hatte dies mit unserem Sommerfest zu tun? Wofür wollten wir uns vernetzen?

Nach einer diesmal sehr langen Vorbereitungszeit mit vielen Absprachen, bzw. einer Vernetzung der Aktiven untereinander, konnte in diesem Jahr endlich am Sonntag nach dem Fronleichnamsfest unser Sommerfest starten.
- Organisation ist Vernetzung -


Zu Beginn stand der Gottesdienst, bei dem temperamentvolle afrikanische Klänge und Texte uns halfen, die Freude über die Schöpfung im Lob Gottes gegenwärtig werden zu lassen.
- Vernetzung in Christus -

Nach einem leckeren Mittagessen gerieten bereits die Vorbereitungen für den Nachmittag zu einer spannenden Entdeckungsreise: Die Vorbereitung für die Aktivitäten um die Artenvielfalt im Pfarrgarten gab bereits Rätsel auf: "Welcher Baum hat denn nur die passenden Blätter zu den vorbereiteten Fragen?" Die Ratsuche im Pfarrheim bei dem Team "Tischdecken" löste handfeste Fachsimpeleien aus. Endgültigen Aufschluss konnte dann Pfarrer Jung geben, der geduldig mit Hilfe und naturkundlichen Unterweisungen zur Seite stand.

Als Hinweis auf die vielen Lebewesen, die am Fest unbemerkt teilnahmen, hatte Pfarrer Jung einen ausgestopften Falken und viele interessante Infos auf Plakaten mitgebracht. Die Rateaufgaben für Baum- und Pflanzenarten selbst waren am Nachmittag ebenso wie das Bibelquiz immer wieder Anlass für gegenseitiges, Generationen übergreifendes Weiterbilden und Fachsimpeln. Namenschilder zum Aufkleben oder Umhängen und Wegweiser unterstützten das Miteinander.
- Vernetzung ohne, dass es jemand so richtig bemerkt hätte! -

Aber nicht nur der Kopf war gefragt. Mit verbundenen Augen konnte man sich gegenseitig durch die Artenvielfalt führen lassen und mit bloßem Tastsinn Bäume identifizieren oder mit Hilfe eines Spiegels den Garten in Vogelperspektive durchwandern. Auch in den Fühlkästen sollte die Natur mit den Händen erraten werden.

Kreativität, die wir ja für eine Zukunftsgestaltung unbedingt brauchen, war an einer Malmaschine gefragt. Das Arbeiten mit der Ursuppe brachte vielen Freude und bunte Ergebnisse.
Eine bunte Bereicherung waren auch die vielen Windmühlen, die nach getaner Bastelarbeit lustig im Wind flatterten und uns auch diese Kraft der Natur spüren ließen.

Dank der Sonne konnte das Brennstoffzellen-Auto völlig ohne von uns zugeführte Energie auskommen. Die Nähe zur Steckdose war also völlig unnötig. Faszinierend wie es im Wasser blubberte und der Motor unermüdlich arbeitete. Es sei denn ein Betrachter stand der Solarzelle in der Sonne und minderte mit seinem Schatten die Energiezufuhr.

Der Kindergarten lockte mit duftenden Pflanzen aus dem Garten. Als Belohnung für die schwere Nasenarbeit gab es einen leckeren Salbeibonbon.

Gemütliches Niederlassen und Plauschen war an vielen Stellen möglich: bei der Kaffeetafel im Pfarrheim, auf den Bänken draußen und nicht zu vergessen im Berater-Cafè mit Reflektionen über die Zukunft von St. Paulus oder auch ganz einfach auf dem Rasen und auf den Treppenstufen vor der Kirche. Im Pfarrgarten konnte man dann gleichzeitig die vorhandene Artenvielfalt einfach genießen.

– Vernetzung mit Mensch und Natur –
Ach ja, ein kühles Plätzchen gab es auch noch: in der Kirche, wo man den
Eindruck hatte, es hätten sich Vögel verirrt und wo sich die Moldau gelegentlich akustisch ihren Weg suchte

An allen Plätzen wurde aber nicht nur faul herum gesessen, sondern vielfach harte Kopfarbeit für das Bibelquiz geleistet, das auf ökologische Textstellen der Bibel hinwies. - Vernetzung pur –

Das Geheimnis um die Baumfällaktion wurde gelüftet als sich viele Mutige wie ein Baum von einer Leiter fallen und voll Vertrauen von "der Gemeinde" auffangen ließen. - Keine Vernetzung ohne Vertrauen -


Ganz großer Beliebtheit erfreute sich die Aktion der Turmbesteigungen, bei der allein der Weg nach oben schon eine spannende Entdeckungsreise war.
Da gab es Josef, der vor Weihnachten immer rasiert werden muss ;-), die große Armbanduhr des Pfarrers, Geschichte erzählende Glocken, das Deckengewölbe der Kirche von oben und "selbstverständlich?" bei wunderschönem Sommerwetter eine herrliche Aussicht auf all das, was St. Paulus umgibt. Bei der Suche nach Lebendigem half dabei Pfarrer Jung, der über die Ergebnisse in seinem Brief (wie abgedruckt) berichtet. Kirche von oben, bzw. der Blick über die Grenzen von St. Paulus hinweg war wunderschön.

Zur Erfrischung und Stärkung gab es leckere afrikanische Früchte und andere Leckerbissen, auch von der Kroatischen Gemeinde.
 - Vernetzung geht auch durch den Magen -

Für den reibungslosen technischen Ablauf und das leibliche Wohl sorgten viele fleißige Hände im Hintergrund, so dass man es sich in St. Paulus für einen Tag mal so richtig gut gehen lassen konnte. - Vernetzung braucht Organisation -


In einer Zeit, da so ziemlich alles für uns Menschen als machbar erscheint, tat es sicher gut, dass wir uns für das Sommerfest auf die Suche nach den Geschenken der Schöpfung gemacht haben und dabei spüren konnten, dass wir Menschen Teil dieser Schöpfung sind, die viele Kostbarkeiten und Gesetzmäßigkeiten in sich birgt, die uns einfach geschenkt nicht von Menschenhand gemacht sind.

Als Menschen, die wir Teil der Gesetzmäßigkeiten in der Natur sind, sind wir nicht in der Lage diese aufzuheben, geschweige denn jemals vollständig zu durchdringen. Wir sollten sie aber dennoch mit allen uns gegebenen Möglichkeiten gut im Auge behalten und sinnvoll nutzen, denn die Achtung vor der Schöpfung ist untrennbar mit der Achtung vor unserem menschlichen Leben verbunden.

Fazit:

"Vernetzung" konnte beim Sommerfest in vielfältiger Weise erfahren werden, da das Motto: "Die Schöpfung wiederfinden" ein Anliegen aller ist und auch an einem gemeinsamen Abendtreffen im November 2001 vertieft worden war.
Die beiden Themen waren auf unserer Suche nach einem zukunftsfähigen Leitbild für St. Paulus entstanden und im Pfarrgemeinderat für das Sommerfest beschlossen worden.

Für einen Tag hatten wir Zeit, um gemeinsam viele kleine Dinge zu entdecken, die uns und unsere Gemeinde bereichern, bzw. mit deren Hilfe vieles funktioniert. Eine aus solcher Entdeckerfreude heraus erwachsende Ehrfurcht, erinnert uns besonders in der zeitlichen Nähe zum Fronleichnamsfest auch daran, dass Christus selbst, wie wir, Teil dieser Schöpfung geworden ist, die wir "bebauen und bewahren" (Gen 2,15) sollen.
Mit Blick auf das Evangelium können sich daraus neue Anstöße ergeben für einen zukunftsweisenden Lebensstil im persönlichen Leben und im Leben unserer Gemeinde. Könnte das nicht ein wichtiger Teil unseres Leitbildes sein?
Für jeden, dem das Wiederfinden der Schöpfung nicht reicht, sei hier der Text zu unserem Sommerfest-Motto um eine vierte Strophe erweitert:

"Schöpfung wiederfinden   -

wiedergefundene Schöpfung"

Wiedergefundene Schöpfung 
bewusst erfahren
mit offenen Sinnen
Gnade

Verlorene Schöpfung
nicht erspürt
mit tauben Sinnen
Sünde

Wiedergefundene Schöpfung
bewusst erlebt
mit allen Sinnen
Danke

Geschätzte Schöpfung
Gemeinsam bewahren
Mit wachen Sinnen 
Zeugnis

Denn das verantwortliche Handeln für die Zukunft der Schöpfung ist ein Zeugnis für die Gegenwart Gottes in dieser Welt.

Dies schafft keiner allein, deshalb brauchen wir uns gegenseitig,

bzw. Vernetzung untereinander über das Sommerfest hinaus. 

El. Kirscht 

(im August 2002)

  Schauen Sie auch die Fotos vom Sommerfest an:         

Letzte Aktualisierung am   06.08.2002