Versuch einer Zusammenfassung.
"neu anfangen" – Christen laden ein zum Gespräch. Was ist
das?
Neu anfangen, neu "JA-Sagen" zu einer einmal getroffenen Entscheidung, dass muss jeder: "JA-Sagen" zum Ehepartner, "JA-Sagen" zu Priestertum oder Ordensleben, Ja – zur Loyalität zum Arbeitgeber, "JA-Sagen" zu unabwendbaren körperlichen Begrenzungen oder Kinderlosigkeit. Dieses "Ja", dieses neue wiederholte Annehmen kennen wir eigentlich alle und müssen es, vielleicht unbewusst immer wieder erneuern.
Aber neu "JA-Sagen" zu unserem Glauben? Was soll das?
Das Projekt "neu anfangen" will jedoch mehr!
Vorweg, dieses Projekt war geplant für das Jahr 2001 und fand im Pfarrgemeinderat im Juni 1999 keine Mehrheit. Trotzdem möchte ich die Entscheidungsfindung ein wenig erläutern (mündlich bereits im Gottesdienst am 20.6. kurz geschehen).
Die Idee:
Das Projekt "neu anfangen" ist eine gemeinsame Aktion evangelischer, katholischer und freikirchlicher Gemeinden. Hauptamtliche und viele Ehrenamtliche aus den Kirchen des Stadtbereichs gehen miteinander einen Weg, der neue Entdeckungen verspricht, Entdeckungen an Fähigkeiten, des Miteinanders und Entdeckungen im Glauben. Es hat das Ziel: mit möglichst vielen Menschen einer Region (in unserem Fall Göttingen) über den Glauben ins Gespräch zu kommen; das Telefon dient dabei als Kontaktbrücke. Ein Taschenbuch wird als Geschenk angeboten. Darin berichten viele Menschen, was der Glaube für sie bedeutet. Für Interessierte werden Gesprächsrunden angeboten, in denen der Erfahrungsaustausch über Fragen des Lebens und des Glaubens möglich ist. Das alles natürlich erst nach einer stadtweit großangelegten Öffentlichkeitsarbeit. In vielen Regionen Deutschlands wurde das Projekt schon durchgeführt.
Nach Informationen durch Pfarrer Hübner und eine Broschüre kam Herr Ahr von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Göttingen (ACK) im Juni zu uns. Herr Ahr stellte uns das Projekt noch einmal kurz vor und stand danach hauptsächlich für Fragen zur Verfügung. Und Fragen gab es genug:
Zum Beispiel:
Wieviele MitarbeiterINNEN sind pro Gemeinde notwendig?
Wieviel Zeit müssen diese MitarbeiterINNEN investieren?
Wer schult sie und bereitet vor und wann?
Wie ist der Terminplan des ganzen Projekts?
Ist die Finanzierung realistisch gesichert?
Welches längerfristige Ziel hat das Projekt "neu anfangen"?
Ist ein Erfolg "messbar"?
Die Bedenken, per Telefonanruf einfach in die Privatsphäre einzudringen waren sehr stark und erinnerten an bekannte Methoden der "Haustür-Bekehrung". Auch rechtliche Fragen konnten an dem Abend noch nicht verbindlich geklärt werden.
Selbst wenn wir den finanziellen Aufwand mal völlig außen vor ließen, konnten wir uns nicht dazu entscheiden, die nötige Anzahl MitarbeiterINNEN zuzusichern. Wir hatten noch die Schwierigkeiten beim Verteilen unseres Jubiläumspfarrbriefes zu frisch vor Augen.
Natürlich gab es auch positive Meinungen:
Aufgrund der flächendeckenden Öffentlichkeitsarbeit spricht ganz Göttingen über das Projekt.
Befürworter sind herausgefordert sich zu ihrem Glauben zu bekennen und finden andere Mutige, die mitmachen.
Reflektion über meinen eigenen Glauben und meine Glaubenspraxis.
Ich stelle mich den Anfragen und lerne damit umzugehen.
Lebe ich wirklich aus der Gemeinschaft der Glaubenden?
Ökumene kann im Alltag erfahrbar werden mit Nachbarn, Kollegen, in Schule oder Studium, auf dem Spielplatz usw.
Gerade denen, die aktiv mitmachen, bringt es etwas.Nach Austausch der Argumente kam es zur Abstimmung:
Von den anwesenden PGR-Mitgliedern stimmten 6 für das Projekt, 9 dagegen, bei einer Enthaltung.Fazit: Die kath. St. Paulus-Gemeinde macht bei diesem Projekt nicht mit!
Ob wir eine große Chance vertan haben oder uns unnötigen Frust erspart haben, wir wissen es nicht.
Wir waren uns der Bedeutung der Entscheidung für Göttingen bewusst und haben es uns nicht leicht gemacht.
Ihr Konrad Wehr (Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von 1998-2002)