Katholische
Gemeinde St. Paulus in Göttingen (Beitrag aus unserem Pfarrbrief September 2001) |
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Eröffnung der Kreuzwoche in Bergen-Belsen am 09.09.2001
Bergen-Belsen: Symbol für den Terror der nationalsozialistischen Diktatur. An diesem Ort unvorstellbarer Grausamkeit findet die Eröffnung der Kreuzwoche unseres Bistums statt. Insbesondere die Gemeinden aus den Dekanaten Göttingen, Nörten, Duderstadt und Gieboldehausen-Lindau sind in diesem Jahr aufgerufen, die lebendige Erinnerung an diese Geschehnisse wachzuhalten, um uns davor zu bewahren, dass sich die Geschichte wiederholt. Gedenken an die unzähligen Opfer, Gebet für die Vielzahl an Tätern, Warnung für die Zukunft: Dazu sind wir alle auf der Sühnewallfahrt am 09.09. eingeladen.
Ca 11.00 Uhr Abfahrt an der St. Paulus-Kirche (nach der 10-Uhr-Messe) Eventuell: Betrachtung der Ausstellung der Gedenkstätte Besinnung im neu eingerichteten "Haus der Stille" 15.00 Uhr Eucharistiefeier in der Sühnekirche vom kostbaren Blut in Bergen mit Weihbischof Hans-Georg Koitz 16.45 Uhr Sühnegang vom Sowjetischen
Kriegsgefangenenfriedhof zur 18.00 Uhr Abschluss unter dem Kreuz auf dem Lagergelände anschl. Rückfahrt
Bergen-Belsen (KZ) 40 km nördlich von Hannover bei Celle gelegen, in den Kriegsjahren zunächst ein großes Kriegsgefangenenlager, später ein berüchtigtes Konzentrations- und Auffanglager. 1940 wurde auf dem Areal eines Truppenübungsplatzes ein Barackenlager für französische und belgische Kriegsgefangene errichtet. Ab Juli 1941 trafen mehrere 10 000 sowjetische Kriegsgefangene in Bergen-Belsen ein, für die keine festen Unterkünfte vorhanden waren und die unter freiem Himmel dem Hungertod preisgegeben wurden. Bis zum Februar 1942 starben mindestens 18 000 von ihnen (circa 90% der Gefangenen) an Hunger, Kälte und Krankheiten. Zuvor hatten im Herbst 1941 Kommandos der SS aus Hamburg unter den Rotarmisten Angehörige der Intelligenz sowie alle Juden "selektiert", die anschließend im KZ Sachsenhausen in der dortigen Genickschußanlage ermordet wurden. Ab Frühjahr 1942 besserten sich die Zustände. Die neu eintreffenden Kriegsgefangenen wurden von Bergen-Belsen aus zum Arbeitseinsatz geschickt. 1943 wurde das Kriegsgefangenenlager Bergen-Belsen als Zweiglager mit durchschnittlich 2000 sowjetischen Kriegsgefangenen dem benachbarten Lager Fallingbostel zugeordnet. Im April 1943 wurde ein Lagerkomplex an die SS übergeben, die ein sogenanntes Aufenthaltslager einrichtete. Dort hielt die SS ausländische Juden als Geiseln gefangen, um sie bei Bedarf gegen im Ausland internierte Deutsche (z.B. Spione) austauschen zu können. Bis zum Herbst 1944 wurden ca. 6 000 Juden in das Lager eingeliefert, von denen aber nur sehr wenige tatsächlich ausgetauscht wurden. Seit März 1944 wurden in einem abgesonderten Abschnitt des Lagers kranke und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge aus anderen KZ untergebracht. Im August 1944 richtete man zusätzlich ein Zeltlager für weibliche Häftlinge ein, in dem vor allem polnische und ungarische Jüdinnen (darunter 8000 aus dem KZ Ausschwitz-Birkenau) untergebracht wurden. Zahlreiche Frauen wurden von hier aus zur Zwangsarbeit in Außenlager der KZ Neuengamme, Buchenwald und Flossenbürg geschickt. Das 1944 auch formal in ein KZ umgewandelte Bergen-Belsen hatte somit als Durchgangs- und Auffanglager eine Sonderstellung innerhalb des KZ-Systems inne. Im Dezember 1944 wurde Bergen-Belsen dem vormaligen Kommandanten von Ausschwitz-Birkenau, SS-Hauptsturmführer Josef Kramer, unterstellt. Als die SS bei Kriegsende die frontnahen KZ räumte, um die Häftlinge nicht "lebend in die Hände des Feindes" fallen zu lassen, wurde Bergen-Belsen zum Ziel zahlreicher "Evakuierungstransporte". Die zahlreichen Häftlinge, die, eingepfercht in Güterwaggons, tage-, teilweise auch wochenlange Irrfahrten mitgemacht oder lange Fußmärsche zurückgelegt hatten, waren vollkommen ausgezehrt (Todesmärsche). In dem überfüllten Lager, in dem es an allem mangelte, verdursteten und verhungerten viele von ihnen binnen kurzem. Als britische Truppen das Lager am 15.4.1945 befreiten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens: Auf dem Lagergelände und im benachbarten Kasernenbereich fanden sie 56 000 hungernde und kranke (vor allem Typhus) Frauen, Männer und Kinder sowie über 10 000 unbeerdigte Leichen vor. Trotz ärztlicher Anstrengungen zur Rettung der Überlebenden starben im ersten Vierteljahr nach der Befreiung noch einmal weitere 13 000 Menschen. Insgesamt kamen in Bergen-Belsen circa 50 000 KZ-Häftlinge und mindestens 30 000 sowjetische Kriegsgefangene ums Leben. Die Bilder von der Befreiung Bergen-Belsens – Leichenberge und Massensterben, Überlebende, die ihre Befreiung nicht zu begreifen schienen und zutiefst erschütterte britische Soldaten – gingen um die Welt. Dies und die millionenfache Verbreitung des Tagebuchs der Anne Frank, die 1945 15jährig in Bergen-Belsen verstarb, machte Bergen-Belsen zum Symbol für den Terror in den nationalsozialistischen KZ. aus: (siehe auch http://www.bergen-belsen.de / Anm. d. Web-Red.)
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