Euro 3000

 

WVZ Nr.: 202,  Aug. 1992, 51 x 73 cm, Acryl-Airbrush auf Karton, Preis:  1400 Euro

 

Der Name „Euro 3000“ steht für den Apfel der Zukunft.

Das Bild zeigt auf, wie sich unsere Landschaft in Abhängigkeit vom Apfel entwickelt.

Links im Bild der alte „Brettacher“ mit dem dazugehörigen Hochstamm. Diese alten Sorten wurden in Streuobstwiesen gepflanzt, die seit Jahrhunderten die Landschaft unserer Region prägen. Die Blütenpracht dieser Streuobstwiesen ermöglichte erst die im Tourismusbereich so überschwänglich gerühmte „Apfelbaumblüte“ der Region Bodensee/Oberschwaben.

 

Daneben der Apfel der Sorte „Cox Orange“, stellvertretend für die Äpfel der Gegenwart. Die Knöpfe an der Schale sind ein Hinweis darauf, dass dieselbe  vor dem Essen entfernt werden muss. Es könnten sich dort Rückstände von giftigen Spritzmitteln befinden. Hinter ihm der dazugehörige „Apfelbaum“, nur noch ein „Bäumchen“, ein Halbstamm.

 

Der „Euro 3000“ selbst steht für den Apfel der Zukunft. Noch größer, noch schöner, und noch runder als die bisherigen Sorten. Nährstoffe und Spritzmittel können bei diesem Modell intravenös zugeführt werden. Die Schale, auf der sich die Schadstoffe der Umwelt ablagern, kann mit einem einfachen Zippverschluß entfernt werden.

Die dazugehörigen „Apfelbäume“ sind zu kleinen Büschen, sogenannten Fußstämmen, verkümmert. Sie stehen eng in Reih und Glied auf meist rechteckig eingezäunten Flächen.

 

Die Sockel, auf denen die „Apfelbäume“ stehen, sind eigentlich ein Querschnitt durch den Boden, in dem sich wachsen. Die oberste Schicht, die fruchtbare Muttererde nimmt durch Erosion infolge falscher Bodenbearbeitung ständig ab. Deshalb ist der Sockel hinter dem „Euro 3000“ am niedrigsten, dort fehlt die Muttererde fast gänzlich.

Auf diesem Sockel wird hinter den Apfelbüschen ein dunkles Dreieck sichtbar, das beim „Brettacher“  fast gar nicht und beim „Cox Orange“ nur schwach zu erkennen ist. Sieht es beim „Euro 3000“ nicht schon wie ein Grabstein aus? Ein Grabstein insofern, als dass wir mit dieser Entwicklung unsere schöne oberschwäbische Landschaft, die geprägt ist von Streuobstwiesen aus Hochstamm-Apfelbäumen, zu Grabe tragen.

 

Diese Entwicklung wird uns in diesem Bild auf einem Tisch dargeboten, regelrecht serviert. Das Schachbrett auf dem Tisch ist Symbol für die bestehende Auseinandersetzung der verschiedenen Interessen-Vertreter. Einerseits die Forderung nach kostengünstigem und wirtschaftlichem Anbau, auf der anderen Seite die Belange des Natur- und Umweltschutzes mit der Forderung, die Streuobstwiesen mit ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten.

Das große Schachbrett, auf dem wiederum der Tisch steht, symbolisiert unsere lieblich kleinteilige Landschaft, die von oben betrachtet, wie ein Flickenteppich aussieht, allerdings im positiven Sinne. Es liegt nun am Betrachter, diese Symbole zu würdigen und sich die Frage zu stellen, ob alles künstlerische Übertreibung ist, oder ob die angedeutete Entwicklung in manchen Bereichen nicht sogar schon eingetreten ist.