Rückblick

eine szenerie bei theater der welt
Im Würgegriff der Gesetzlichkeit // Apocalipse 1,11 bei Theater der Welt
Foto: Claudia Calabi

 

Ein Festival für Insider?
Theater der Welt 2002

Wer das Theater der Welt-Programm auskosten wollte, musste sich schon einen ausgefeilten Routenplan kreieren. Denn nur so konnte die Programm-Vielfalt an den verschiedensten Kölner, Bonner, Düsseldorfer und Duisburger Spielstätten, erreicht werden.

Vielfältigkeit wurde nicht nur in räumlicher Hinsicht, sondern auch durch ästhetische und inhaltliche Produktionsansätze geboten. Und doch waren einigen Projekten etwas gemein: Das Spiel zwischen Innen und Außen, Freiheit und Ausgeschlossenheit.

Wie etwa bei dem brasilianischen Teatro da Vertigem, das mit "Apocalipse 1,11" zum aktiven Gang in das Innere einer Schreckenskammer einlud. Dem Publikum wurden die Tore der Haftanstalt Köln-Ossendorf und somit eine beklemmende Offenbarung brasilianischer Gegenwart eröffnet.

In Frank Castorfs beeindruckender Dostojewski-Adaption "Erniedrigte und Beleidigte" wiederum, konnte das Publikum die Figuren, die meist hinter geschlossenen Fenstern eines Wohncontainers agierten, distanziert beobachten. Und doch vermittelte die szenenbegleitende, voyeuristische Kamera menschliche Innerlichkeiten, die als reines Bühnengesehen niemals erlebbar gewesen wären.

Insgesamt lieferten 10 Festival-Tage unzählige Denkanstöße. Doch schlussendlich betrug die Platzauslastung nur etwa 60 Prozent, was zeigt, dass die Präsentation der Veranstaltungen eher Insider als die breite Öffentlichkeit anregen konnte.

In aller Munde war leider nur Christoph Schlingensiefs Polit-Provokationen. Warum? Zu Wünschen wäre, dass das an sich anregende Festival, das 2005 in Stuttgart stattfindet, ein vielschichtigeres Publikum erreichen wird.

Weitere Infos unter: www.theaterderwelt.de

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