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was war...?

12.09.2002

Ironisch-zynische Wortspiele

Charlott Neitzke-Roßkothen und Christoph Hesse lasen in der alten Synagoge aus Werken Heinrich Heines.  © WP Neheim. (kh) "Da drunten fließt der blaue/ Stadtgraben in stiller Ruh´ Ein Knabe fährt im Kahne/ und angelt und pfeift dazu." Die Natur als Idyll, beinahe unerträglich schön - so sehen sie die Dichter der Romantik, so beschreibt sie auch Heinrich Heine - oder?

Genau - unerträglich wird die kitschige Naturromantik in Heines Gedichten und so kann er nicht anders als im Lied Mein Herz, mein Herz ist traurig zu flehen: "bitte Jäger, schieß mich tot."

Diese Bitte reißt auch die 80 Neheimer Zuhörer im voll besetzten Haus der Jäger aus ihren Träumen - schmunzelnd kehren sie auf den Boden der Tatsachen zurück und genießen die zum Teil beißende Ironie, die typisch ist für Heines Werk. "In der schönsten Naturlandschaft kommt plötzlich dieser bissige Tritt", beschreibt Charlott Neitzke-Roßkothen den besonderen Stil des Dichters, der die Rezitatorin schon lange begeistert. Im abwechslungsreichen Dialog mit Christian Hesse von der 4. Jägerkompanie eröffnete sie in der ehemaligen Synagoge das Herbstprogramm der Literarischen Gesellschaft Arnsberg.

Die Gedichte und Reisebilder Heines wurden durch freie Klavierimprovisationen von Hartwig Diehl umrahmt. "Ich spiele die Melodien der Romantik in freier Assoziation zur Stimmung der Texte", beschreibt der Musiker seine Arbeit, die ihm und den Zuhörern sichtlich Freude bereitet.

Insbesondere die beinahe satirischen Gesellschaftsskizzen Heines zeigten immer wieder die große Aktualität des bekannten Dichters. So beschreibt er im "Buch der Lieder" die Göttinger Straßen mit den Worten: "Das Pflaster ist so holprig wie Berliner Hexameter." Seine Reisebilder sind auch immer eine subtile Kritik des Kleinbürgertums.

Diese leicht fließende Ironie verbreitete eine lockere Atmosphäre, in der das Publikum dennoch immer gespannt auf das nächste ironisch-zynische Wortspiel wartete. Denn das ist der Reiz an Heines Werk: Seine Idylle hat immer einen Pferdefuß.

Charlott Neitzke-Rosskothen und Christian Hesse rezitierten Gedichte im Wechsel. So wurde Heinrich Heines Werk lebendig.

Quelle : WP-Lokalredaktion Neheim, 14.09.2002



Heine-Lesung mit unerwartet großer Resonanz

Neheim. (TW) Die erste kulturelle Veranstaltung in der alten Synagoge in Neheim war am Donnerstag ein Erfolg: Rund 80 Zuhörer - und damit fast doppelt so viele wie erwartet - fand die Lesung der Literarischen Gesellschaft Arnsberg aus Werken des Lyrikers Heinrich Heine (1797-1865).

Im "Haus Neheimer Jäger" fanden die Besucher einen angemessenen Ort, in dem der Geist Heinrich Heines wieder auflebte. "Von wegen, Literatur findet keine Zuhörer", kommentierte Dr. Jürgen Richter das große Interesse an der Veranstaltung.

Unter dem Motto "Ich bin ein deutscher Dichter / Bekannt im deutschen Land" (Zitat Heine) lasen Charlott Neitzke-Roßkothen und Christoph Hesse aus Werken des "Juden, des Getauften, des Tabubrechers und leicht verletzlichen Lyrikers Heinrich Heine". Jägermitglied Christoph Hesse war kurzfristig für den erkrankten Künstler Jürgen Diehl eingesprungen.

Anhand von ausgewählten Gedichten aus der Sammlung "Buch der Lieder" (1827) und Reisebildern aus "Die Harzreise" (1826) und "Ideen. Das Buch Le Grand" (1827) wurden die Zuhörer in die Epoche der Romantik versetzt: Liebesschmerz, Natur, Städtebeschreibungen und Kritik an der Politik waren die großen Themen, die Heine in seinen frühen Werken mit viel Geist und Witz verpackte.

Mal nachdenklich, besinnlich und sanftmütig, mal spöttisch, ironisch und bisweilen sogar bissig und böse zeigte sich der frühe Heine: "Der Esel wurde erschaffen, damit er dem Menschen zum Vergleich diene", solche Zitate kamen bei den Zuhörern an. Bereichert wurde die einfühlsame Lesung mit Klavierstücken im romantischen Stil von Kantor Hartwig Diehl, der angelehnt an die Stimmung der Heine-Werke, frei improvisierte.

Quelle : WR-Lokalredaktion Neheim, 14.09.2002


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