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Virtueller Kunstzirkus: Mehrwert e.V.
Auszug aus: Neuer Aachener Kunstverein Avantgardisten? Vereinsmeier?
| Jutta Göricke, Klenkes 02 97

... 1993 herrscht wieder Aufbruchstimmung. In einem kleinen, rauch- und biergeschwängerten Ladenlokal in der Kasinostraße, das die Aachener Künstler Werner Wernicke und Eckhard Heck für 183 Tage - daher der Name "1-8-3" - angemietet haben, wird Kunst von jungen Aachenern und auswärtigen Freunden gezeigt.

Das Publikum fühlt sich augenscheinlich wohl inmitten der Kunst: Mehrwert e.V wird geboren, ein Kunstverein, der genau genommen keiner sein möchte. Gregor Jansen, Mitglied ohne Funktion, erklärt, daß "Mehrwert" keine Infrastruktur besitzt, keine Amtsträger, keine Räumlichkeiten. (Befragt man andere Mitglieder, erfährt man das Gegenteil, aber auch, daß gerade die Diskussion um so grundsätzliche Dinge das junge Vereinsleben spannend mache.) Getreu der Devise, lediglich ein organisatorischer Knotenpunkt für Projekte zu sein, besteht "Mehrwert" in der Arbeit, die sich - von unterschiedlichen "Kuratoren" geleistet - an verschiedenen Orten niederschlägt.

Dazu gehören ein Info-Bus am Willy-Brandt-Platz mit Internet-Anschluß und Aktivitäten in der "Raststätte" in der Lothringer Straße genauso wie eine Weihnachts-Tombola im Aoxomoxoa. Die "Szene", die sich hier trifft, besteht vor allem aus Design- und KunstgeschichtstudentInnen. Der Verein hat circa 50 Mitglieder, von denen sechs bis acht aktiv sind und die Kommunikation gewährleisten. Im Gegensatz zum Repräsentationsgebaren und l'art pour l'art-Gedanken der 80er Jahre ist bei "Mehrwert" Understatement angesagt, interessanterweise trifft man auch auf Politisierung. Gregor Jansen etwa reizt vor allem "sozialkritisch arbeitende Kunst".

Wachablösung? Aggregatzustand? "Mehrwert" verkörpert die Kunstideen einer Generation, die sich mit dem Internet und der sozialen Wirklichkeit der 90er Jahre konfrontiert und deren Kunst vielfach mit Macintosh und Photoshop realisiert wird. Von einer Wachablösung durch die neue Generation zu sprechen, wäre allerdings zu kurz gegriffen (genauso wie den Generationsbegriff auf die Frage des Alters zu beschränken).

"Was Kunst braucht, ist einfach: Sie muß interessant sein, mit Vorliebe im sozialen Raum, die feinen Unterschiede eben." Gregor Jansen, Mehrwert e.V., auf die Frage, was Aachener Vereinsmeier an Kunst interessiert...

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