Rückblick Retrospective

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Jochen Mura : Rational

Mehrwert 111
17.02.-09.04.06, tägl. 24 Std. zu sehen to be seen 24h every day
Interfood-Vitrine, Aachen, Jülicher Str. 22
Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Aachen

Strukturstörungen

Mit der Arbeit "Rational" in der "mehrwert"-Glasvitrine greift Jochen Mura ein Thema auf, das der Künstler bereits zuvor facettenreich variiert hat: das Wechselspiel von Wirklichkeit und Wahrnehmung. Der Betrachter, vor einer Glasscheibe, blickt auf ein Objekt hinter Glas, das wiederum das Fenster zum Thema hat. Somit greift die Arbeit "Rational" die Bedeutung ihrer Umgebung, der Glasvitrine, auf und spinnt sie gleichzeitig weiter.

Die Wirklichkeit, das wird anhand des künstlichen Baus in der Vitrine - eines Schau-Fensters im wörtlichen, alltäglichen Sinn - deutlich, ist immer eine ausgestellte, unserer Wahrnehmung dargebotene Wirklichkeit. Wir erfassen unsere Umgebung nicht in interesseloser Anschauung - wir scannen sie ab nach Vertrautem und Begehrtem, wir können und wir wollen nicht anders. Wo sonst könnte dieser Zusammenhang anschaulicher in Szene gesetzt werden als in einer Glasvitrine, die Aufmerksamkeit binden und Kundschaft locken will. Mura indes verweist die Laufkundschaft in das Labyrinth ihrer eigenen Wahrnehmung. Er unternimmt dies mit einer gebäudeartigen Skulptur, deren gravitätische Erscheinung, die auf der architektonischen Formensprache der 30-Jahre-Wohnblockbauten beruht, auf fragilen Füßen aufsitzt. Unabhängig davon, ob der Betrachter geneigt ist, eine autonome Skulptur oder ein Objekt angewandten Designs in den Blick zu nehmen, fällt ihm die gestörte Gleichförmigkeit ins Auge: Die Fassade gewährt gerade dort Einblicke ins innere Gehäuse, wo ihr Fensterraster zu bröckeln beginnt. Es sind Brüche, Auslassungen, Leerstellen, die auf das Ganze verweisen und es dadurch erst unserem Blick zugänglich machen.

Jochen Mura
*1968, lebt und arbeitet in Aachen

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