Die Begriffe HOCH, TIEF und EBEN sind an den äußersten Gebäudekanten
im Osten und Westen angebracht und klammern das Areal regelrecht ein.
Durch die Wege– und Straßenführung ist für den
Betrachter nur das halbe Wort als abstrakte
Zeichenfolge erkennbar, welche sich erst im Vorübergehen, bzw. Vorbeifahren als lesbar entpuppt.
Formal reflektiert diese Arbeit auf die Randbossierung
als architektonisches Gliederungs– und
Gestaltungsprinzip. Auch die gewählte Schriftgröße (halbe Buchstabenhöhe
= ca. 1m) korrespondiert proportional
mit der Architektur. Die Verwendung unterschiedlicher Typographie
intendiert dabei gegensätzliche Architekturstile und –epochen und verweist damit
ebenso auf die wechselvolle historische
Geschichte des Gebäudes in Kriegs– und Nachkriegszeiten, wie auf seine aktuelle
Nutzung als moderne Verwaltungseinrichtung.
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Die formale Umsetzung der Worte ist in den Begriffen HOCH und TIEF ihrer inhaltlichen
Bedeutung gegenläufig. TIEF, in einer modernen “Grotesk”–Versalie geschrieben, wirkt trotz seiner Größe
schwerelos und dem Himmel zugeordnet. HOCH, in Fraktur–Minuskeln
ausgezeichnet und von oben nach unten gesetzt, zeigt sich schwer und erdbezogen.
Dieser Gegenläufigkeit entspricht auch die Materialwahl von glänzendem V2A–Stahl,
bzw. angerostetem Eisen. Der dritte Begriff EBEN, aus vergoldetem Aluminium in einer Antiqua–Schrift ausgeführt
vermittelt zwischen den beiden Extremen nicht nur formal und geographisch, sondern auch auf Grund seiner inhaltlichen, z.B. zeitlichen
Bedeutung.
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Auf der Rückseite der ehemaligen Kaserne wurde
der Haupttrakt mit drei, im Grundriss identischen
Neubauten durch vollverglaste Treppenhäuser
verbunden. Den so entstandenen, von drei Seiten umbauten Innenhöfen wurden von einem
Landschaftsarchitekten drei verschiedene
Vegetationszonen zugeordnet. Somit entstehen durch die Gärten auf der horizontalen,
sowie in den Treppenhäusern auf der vertikalen
Ebene, verschiedene Wahrnehmungsbereiche
für die Besucher und Nutzer des Gebäudes. Die Verschränkung und Verbindung dieser Wahrnehmungsbereiche
übernimmt eine typographische
Gestaltung auf den Glasflächen der Treppenhäuser, entwickelt aus einem Gedicht
von Goethe: Wanderers Nachtlied. Es ist das bekannteste und am häufigsten parodierte
und rezipierte Gedicht deutscher Sprache. Selbst in der Zerstückelung als Silbenansammlung
ist es noch dechiffrierbar. Inhaltlich ist es ein Gedicht der Übergänge: von oben nach unten,
von innen nach außen. Es reflektiert somit sehr vielschichtig Architektur und Nutzung des Ortes.
Vertikal, aus transluzenten, verschiedenfarbigen Folien entwickelt, lösen sich vereinzelt, den Sinnzusammenhang
völlig verändernd, Buchstaben und Silben. Durch entstehende Lücken werden von verschiedenen Standpunkten aus
Textteile gegenüberliegender Scheiben wahrgenommen und neu zusammengesetzt.
Spielerisch reflektiert diese Arbeit das Bauen als konstruktives Verknüpfen von Einzelelementen,
sowie die Sprache als übergeordnetes, notwendiges
Baumaterial. Die typographische Umsetzung (ca 80 cm Versalhöhe)
und die Zerstörung der Syntax nimmt dem Text seine betulich, klassische Anmutung und regt an über die
Analogie von Lesen und Bauen nachzudenken.
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