Ingrun Schellhammer
- Ingrun Schellhammer, geb. 1961, Sozialpsychologin und Soziologin (Magister Artium), schreibt seit 1998 Haiku, Senryu und Tanka.
- Bei Bilderrahmen
- kann man den Inhalt wechseln
- nur in Minuten.
- Doch in meiner Seele gilt:
- Menschen sind nicht austauschbar.
- Einen Menschen sehn,
- annehmen so wie er ist,
- das fällt schon sehr schwer.
- In der tiefe ihn verstehn
- scheint das Schwierigste der Welt.
- Seele im Spiegel -
- du brauchst nur still zu schauen
- um zu erkennen.
- Abgerissnes Blatt -
- Septemberregen lässt es
- nicht wieder leben.
- Schwalben im Herbstwind,
- tiefe Sonne strahlt sie an -
- Gefahr von Nachtfrost.
- Wohin du auch gehst,
- dein Schatten folgt beharrlich -
- wie Geschehenes.
- Die Sonne versinkt -
- schenkt der Himmel uns Hoffnung
- auf ein Wiedersehn ?
- Lang dachte ich nach
- was das Wesentliche sei
- in meinem Leben.
- Größer als Gerechtigkeit:
- bedingungslose Liebe.
- Zarte Kirschblüte
- öffnet sich vertrauensvoll -
- Regen zerzaust sie.
- Die harten Kiefernäste
- daneben stört das gar nicht.
- Abgestorbner Baum
- trägt nie mehr grüne Blätter,
- verliert nichts im Herbst.
- Die alte Brücke
- führt Menschen zueinander
- auf steinigem Weg.
- Pfade zwischen Seelen sind
- noch schwieriger zu bauen.
- Abgefallnes Blatt -
- sein Schatten wandert mit auf
- dem Grund des Baches.
- Gefallener Baum -
- die Frühlingssonne bringt ihn
- nicht zum erblühen.
- Im Nebel bei Nacht
- ziehen Kraniche nordwärts
- mit heiserem Schrei.
- Die vielen treuen Paare
- finden sicher ihren Weg.