Conrad Miesen

Stand: 19. Januar 2004                                                               ©    Alle Rechte bei Conrad Miesen
 
Conrad Miesen: geb. 1952 in Neuwied. Magister Artium
(Philosophie, Germanistik, Pädagogik).
Kaufmännischer Angestellter;
1999 Haiku-Preis zum Eulenwinkel, 7 Gedichtbände,
1 Band mit Essays zu Günter Eich. 
Ca. 400 Einzelpublikationen in Zeitschriften, Jahrbüchern und Anthologien.
       
 
All den Frühlingsglanz
hinter dem Glas betrachten -
die kranken Eltern
   
     
Die Kühe läuten
zur Morgenandacht, während
der Hai-jin verschläft
 
Dem Regen lauschen.
Im Echo des Blätterwalds
verirrt sich ein Frosch
 
 
     
Kleine Eidechse
berührt ganz sanft meinen Schuh -
Stille des Sonntags
 
Endlose Hitze.
Die Regenfässer taugen 
nur noch als Trommel
   
     
Zur Mitternacht
leuchtet mild im Klosterhof
die Königskerze
 
Geplatzte Birne.
Die Wespen saugen verzückt
des Rest des Sommers
   
     
Gelächter vom Dorf.
Im Ohr des Kauzes wird es
zu knisterndem Staub
 
Der letzte Tag heut.
Nichts bleibt im Chalet zurück
als ein paar Fliegen
   
     
Schmerzensmann aus Stein.
Zu seinen Füßen verglüht
Mohn in den Feldern
 
Krähen vertreiben
den Nebel - Die Lärche steht
in flammendem Gelb
   
 
   
Heurigen-Lokal.
Wenn die Laternen ausgehn,
kommt die Erleuchtung
 
Die Herbstzeitlosen
auf den Wiesen vor Tarasp.
Kaltes Gemäuer
   
     
Sankt Martins Abend.
Ein Kind ohne Laterne
betrachtet den Mond
 
Die Vogelscheuche
einsam im Nieselregen ...
Völlig unbeschirmt
   
     
Nebeling Wolfsmond.
Unsichtbar auf den Zweigen
sitzt schon der Winter
 
Unter Schnee und Eis
verdämmert das alte Jahr ...
Sektkorken knallen
   
     
Sternsingerkreide.
Der Segenswunsch an der Tür -
vom Regen getilgt
 
Bleiernde Kälte.
Die Straßenlampen züngeln
sogar des mittags
   
     
Ein roter Handschuh,
festgefroren am Zaunpfahl -
Der Sturm greift nach ihm
 
 
   
Adresse:
Conrad Miesen M.A.
Amselweg 21
D-56584 Anhausen 
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