Industriekultur in Slowenien - ein ReiseberichtJudith Imgrund und Christian BrünigLandeskundeSlowenien ist zu Recht bekannt als Reise- und Kulturland mit vielfältigen Landschaften von der Adria - Küste über den Karst bis zum Hochgebirge. Dass es auch einige Kleinode der Industriekultur birgt, davon konnten sich die Verfasser auf einer Rundreise auf Einladung des Kulturministeriums von Slowenien im Herbst 1999 überzeugen. Für die kundige Führung danken wir Tadej Brate, dem einzigen Denkmalpfleger für die technischen Denkmale in diesem kleinen Land. Die Karte weist aus: Slowenien hat auf einer Fläche von 20.000 qkm mit 2 Mio Einwohner, ungefähr dem Bundesland Thüringen entsprechend. Die Industriegeschichte ist ohne die Vergangenheit in der österreichisch - ungarischen Monarchie kaum verständlich. Der größere und von uns besuchte Teil des Landes gehörte als Krain von 1815 - 49 zum österreichischen Königreich Illyrien, ab 1849 war es österreichisches Kronland Karte ) Schon früh gab es hier eine staatliche Politik der gezielten Förderung des Bergbaus und der Infrastruktur. Ab 1918/19 bis zur Selbständigkeit 1991 gehörte Slowenien dann zu Jugoslawien. Dies bedeutete bereits einen Bruch mit den bisher bestehenden wirtschaftlichen Beziehungen zu den hochentwickelten österreichisch - ungarischen Ländern zugunsten einer Bindung an die weit weniger entwickelten Regionen in Jugoslawien. Das südwestlich gelegene Karstgebiet Innerkrain gehörte 1918 bis 1947 zu Italien, bevor es letztlich zur noch heute geltenden Grenzziehung rund um Triest mit einem 42 km langen Adria - Küstenstreifen kam. EisenbahnDie österreichisch - ungarische Monarchie plante bereits früh ein Eisenbahnnetz, das die Hauptstädte der Länder miteinander verbinden sollte. Bereits 1849 war die Verbindung von Wien via Graz und Maribor nach Ljubljana fertig gestellt, im Jahre 1857 folgte die Verlängerung über den Karst nach Triest. Beide Strecken verfügen über noch heute bewundernswerte Ingenieurbauwerke. So etwa das Brückendreieck bei Zidani Most , wo die Strecke nach Zagreb abzweigt. Im weiteren Verlauf ist die Führung im engen Savetal bis kurz vor Ljubljana mit vielen Brücken-, Rampen- und Tunnelbauten sehenswert. Das südwestlich von Ljubljana gelegene Moor wurde mit Hilfe eines gewaltigen Viadukts überquert, von dem heute nur noch ein Pfeiler steht - nach der Zerstörung im Krieg ersetzt durch eine gewaltige Schleife um das Moor herum. Die Strecke im Karst verfügte über viele Wasserbehälter und Pumpwerke - etwa in Kozina oder Divaca - für die Wasserversorgung dieser trockenen Strecke. Sie sind ähnlich wie die Bahnhöfe und Brücken - z.B. in Divaca - im unverkennbaren "Südbahn - Stil" gebaut mit großen Natursteinen und flach geneigten Dächern. Eine Besonderheit im Karst sind schließlich die kilometerlangen streckenbegleitenden Mauern zum Schutz gegen den u.a. wegen vieler Schneeverwehungen gefürchteten Nordwind "Bora". Spektakulär und einen Ausflug wert ist auch die Strecke von Jesenice via Bled an der Soca (italienisch Isonzo). Sie folgt nach Aufsteig via Bled und der Tunnel - Unterquerung einem Nebenfluß und nutzt die steilen Berghänge mit vielen Kunstbauten zum Abstieg in das Soca - Tal. Kurz vor Nova Goriza an der italienischen Grenze führt sie mit einer gewaltigen Brücke über den Soca. Auf dem Foto sieht man im Vordergrund die Grabsteine eines nur von der Bahntrasse aus zugänglichen österreichischen Soldatenfriedhofs aus dem ersten Weltkrieg. Hier sind auf einer Fläche von nicht mal einem halben Hektar mehrere Tausend vor allem ungarische Soldaten beerdigt. Dank der rührigen Tätigkeit vieler Eisenbahnfreunde wird in Ljubljana in einem Ringlokschuppen ein Eisenbahn - Museum aufgebaut, in dem einige bereits restaurierte Dampf - Lokomotiven untergebracht sind. Sie stehen auch für die beliebten Sonderfahrten zur Verfügung. Auch das Freigelände des Museums ist sehenswert. An einer Veranstaltung zum 150. Jahrestag der Südbahn - Eröffnung konnten wir teilnehmen. Daneben stehen einige mehr oder weniger sachgerecht restaurierte Lokomotiven und Waggons als Freiluft-Exponate an Bahnhöfen. In der sozialistischen Zeit wurde zur Erschließung der jugoslawischen Adriaküste unter Umgehung von Triest eine weitere Bahn, abzweigend von der Südbahn nach Koper gebaut. Dieser Hafen ist heute der einzige Im- und Exporthafen von Slowenien; trotz des Streits um die Grenzziehung zu Italien in diesem Raum verfügt Slowenien damit immerhin über einen Zugang zur See. Am Bahnhof ein Museumszug, der mühsam aus Teilregionen Jugoslawiens zusammengestellt wurde. Bemerkenswert hier ein 3-achsiger Wagen mit Klose - Steuerung (Foto). In der Hafenstadt Pirana sind als "Bodendenkmal" noch die Spuren der früheren Überlandstraßenbahn von Koper zu sehen. Die Altstadt verleugnet ihre venezianische Bautradition keineswegs. BergbauDas Bergwerk von Idrija erlangte als seinerzeits zweitgrösster Quecksilberproduzent der Welt eine gewisse Berühmtheit. Schon seit dem 15. Jahrhundert gewann man hier das flüssige Metall, erst im Tagebau, später im Tiefbau. Das Bergwerk war unter österreichischer Herrschaft seit 1575 staatlich und galt lange Zeit als Vorzeigeobjekt in Sachen Bergbautechnologie. Schwierigkeiten in der Wasserhaltung zwangen zu technischen Innovationen, so wurde bereits in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Wasserrad installiert, das 1790 um ein grösseres Rad mit dem stolzen Durchmesser von 13,50 m (heute Denkmal) ergänzt wurde. 1837 übernahm eine Dampfmaschine die Wasserhaltung. Der gesamte Abraum aus der Aufbereitung wurde wieder in die alten Stollen eingebracht, um eine Senkung der Stadt Idrija zu vermeiden. Zuletzt umfasste die Grube ein Streckennetz von über 700 km bei einer Teufe von ca. 400 m. 1987 fiel der Beschluss zur Stillegung des Bergwerks; Aufräumarbeiten und Verfüllen werden voraussichtlich im Jahr 2006 abgeschlossen sein. Den Besucherstollen mit Kapelle konnten wir besichtigen ebenso wie einige Schachtanlagen (Beispiele 1, 2, 3) über Tage. Zwischenzeitlich kamen die Bergleute als Ausgleich zur schweren untertägigen Arbeit und der Schwermetallbelastung in den Genuss einer UV - Bestrahlung zum Feierabend. In einer Schachtanlage hat man Bergbaumaschinen restauriert. Reste der Siedlungen kann man besichtigen. Die Destillation des Quecksilbers aus Zinnobererz erforderte grosse Mengen an Holz. Schon im 16. Jahrhundert war der Wald um Idrija so weit abgeholzt, dass das Holz aus entfernteren Tälern geholt werden musste. Zum Transport der Baumstämme nutzte man das Gefälle des Flusses Idrijca und ihrer Nebenflüsse. Mit grossen Dämmen, sogenannten Klausen, wurden die Flüsse gestaut. Diese Dämme bestanden anfangs aus mit Steinen gefüllten Holzkästen, seit dem Ende des 18. Jahrhunderts mauerte man gewaltige Klausen aus Naturstein. Ein ausgeklügelter Mechanismus hielt das Holztor und liess es auf einen Schlag öffnen. Der Knall des auffliegenden Tores war bis in das ca. 10 km Luftlinie entfernt liegende Idrija zu hören. Sturzartig entleerte sich das gestaute Wasser aus den Becken und riss die Stämme bis in die 300 m tiefer liegende Stadt mit, wo es an einem gewaltigen Rechen aus dem Fluss gefischt wurde. Erst in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts wurde die Trift nach dem Bau einer Strasse aufgegeben. Vier der steinerne Triftklausen sind noch zusehen, zwei von ihnen wurden rekonstruiert und gesichert. Aktiven Bergbau fanden wir in Velenje und im Save-Tal, wo Braunkohle im Tiefbau gewonnen wird und in Kraftwerken verfeuert wird; ein modernes ersetzt eines aus den 20er Jahren. Nicht zu übersehen sind ausserdem unzählige Kalksteinbrüche und Kalköfen im Save - Tal und rund um Ljubljana, die z.T. per Seilbahn die im Tal liegenden Kalköfen beliefern. SalzgewinnungIn der Bucht von Secovlje, südlich von Piran, unmittelbar an der heutigen Grenze zu Kroatien, befinden sich die mit einer Fläche von 650 ha ehemals grössten Salzgärten Istriens. Die lagunenartige Bucht und das sonnenreiche, regenarme Klima bieten optimale Voraussetzungen für die Salzgewinnung aus Meereswasser. Salz wurde an der Adriaküste vermutlich schon durch die Römer gewonnen. Für Piran ist die Existenz von Salzgärten seit dem 13. Jahrhundert belegt. Unter venezianischer Herrschaft (Venedig hatte während seiner Herrschaft 90% des istrischen Salzhandels gepachtet) war Piran eine blühende Handelsstadt, wie man heute noch an der Architektur erkennen kann. Mit dem Krieg gegen das zu Österreich gehörende Triest ab dem 17. Jahrhundert ging die Salzgewinnung zurück, der Salzschmuggel blühte. Die Salzgärten von Secovlje wurden noch bis in die 60er Jahre unseres Jahrhunderts voll genutzt. Die Salzgewinnung war für die Salzgärtner ein zusätzlicher Verdienst zur Feldarbeit. Jeweils am 24. April (dem Tag des Hl. Georg, Schutzpatron von Piran) zog er mit seiner Familie in die Salzgärten, wo sie während des Sommers in kleinen Häusern auf den Wällen zwischen den Salzbeeten wohnten. Die Salzernte fand von Juni bis Oktober statt. Im Winter wurden Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Becken und Dämmen durchgeführt. Ein sehr gutes Wissen nicht nur um die Gezeiten sondern auch um Wind und Wetter war notwendig, denn bei Regen musste die angereicherte Salzlauge schnellstens in Extra-Becken (sogenannten "fosses") in Sicherheit gebracht werden. Wichtig für die Salzqualität war ausserdem die Pflege der "Petula", einer künstlichen Kruste aus Mikroorganismen und Gips, die in den Kristallisationsbecken das Vermischen des Salzes mit Meeresschlamm verhinderten. Bevor das Salz in den Kristallisationsbecken auskristallisierte, durchlief es eine Reihe von Verdunstungsbecken, wo es sich anreicherte. Eine solche aus Verdunstungs- und Kristallisationsbecken bestehende Produktionseinheit war durch ein System von Zu- und Abfluss- sowie Transportkanälen mit Schleusen und Dämmen verbunden. Mit Hand- oder Windpumpen wurde das Wasser in das jeweils nächste Becken befördert. Die Methode der Salzgewinnung blieb bis zum Schluss die gleiche. Auch im nördlichen Teil der Bucht, wo heute noch Salzgärten in Betrieb sind, wird, trotz Modernisierungsmassnahmen, noch nach dem gleichen Verfahren Speisesalz gewonnen. Mit dem bei der Produktion ausserdem entstehenden Salzschlamm wird der Kurort Portoroz versorgt. Die verlassenen Gärten mit den Ruinen der Salzgärtnerhäuser, Lager und Dämme sind heute nicht nur eine eindrucksvolle Kulturlandschaft, sondern auch Lebensraum für seltene Vögel und Pflanzen. Inmitten dieses Landschaftsparks wurden zwei Salzgartenhäuser wieder instand gesetzt und beinhalten heute ein kleines Museum mit einer guten Foto-Dokumentation. Strom aus WasserkraftDurch die oben erwähnte Vielseitigkeit der Landschaft von Küste bis Hochgebirge auf engstem Raum sowie reichliche Niederschläge verfügt Slowenien über reichhaltige Reserven zur Gewinnung elektrischer Energie aus Wasserkraft: die Flüsse, allen voran Save und Soca (italienisch Isonzo) haben erhebliches Gefälle und gute Wasserführung, die instensiv genutzt werden. Die Drau hat bei Maribor eine mittlere Wasserführung von 290 cbm/Sekunde (70 bis 2300) und hat allein in Slowenien auf 133 km Länge ein Gefälle von 148 m. Dieses Gefälle wird in Slowenien von 8 Kraftwerken von insgesamt 22 genutzt, so dass der Fluss auf voller Länge angestaut ist. Wir besichtigten das Kraftwerk Fala wenige km flussaufwärts von Maribor. Geplant war es bereits um die Jahrhundertwende und im Wesentlichen fertiggestellt 1918. Das Staubecken hat die heute bescheiden wirkende Kapazität von knapp 1 Mio cbm. Am Wehr wird ein Gefälle von 14,6 m erreicht. 7 Turbinen und Generatoren von Escher & Wyss verfügen über eine installierte Leistung von 35 MW. Der Innenraum zeigt neben der beeindruckenden Perspektive der Generatoren sparsam gesetzte Art - Deco Elemente. Im Jahr 1991 wurde dieses Kraftwerk vollständig ersetzt durch ein modernes am anderen Ufer der Drau (Foto), blieb als Museum erhalten und wurde hervorragend renoviert. Eine der Kaplan - Turbinen wurde zur Veranschaulichung aufgeschnitten. Die weiteren flussaufwärts gelegenen Kraftwerke wurden in der sozialistischen Ära gebaut. Weitere Quelle für elektrische Energie ist das Kernkraftwerk amerikanischer Bauart an der Grenze zu Kroatien, mittlerweile ein Quell steten Zwistes zwischen den Nachbarländern. In der Nähe von Bled fanden wir in einer spektakulären, durch einen Steg von 1899 erschlossenen und mit einer Steinbogenbrücke überspannten Schlucht noch ein Kleinod: ein Wasserkraftwerk mit den Siemens - Schuckert - Generatoren von 1902 und beeindruckender Schalttafel. EisenindustrieIn Jesenice im Nordwesten des Landes wurde nachweislich bereits im Spätmittelalter Eisenerz gewonnen und verhüttet. Hochöfen und Puddelöfen der Krainer Eisengesellschaft beherrschten ab dem 19. Jahrhundert den Talgrund, der heute ausgeräumt ist. Die landschaftsprägenden offenbar selbst tragenden Hochöfen sind 1989 abgerissen worden. Auch sämtliche Siemens - Martin - Öfen sind längst verschwunden. Das heutige Elektrostahlwerk steht in einer noch immer eindrucksvollen Industrielandschaft weiter flussabwärts und produziert Spezialstahl. Vom Hang kann man sehen, wie das moderne Elektrostahlwerk am Südostrand einer riesigen Brache im Tal liegt. Nur die Ruinen des Holzkohle - Hochofens und des Puddelofens stehen noch. Zusammen mit Fabrikherrenschloss, Kirche und dem ehemaligen Arbeiterwohnhaus bilden sie heute den Kern des Eisenmuseums. Sie sollen eventuell rekonstruiert werden. Das Museum verfügt über eine Reihe von instruktiven Modellen wie etwa dem frühindustriellen Hüttenensembles oder einem aufgeschnittenen Hochofen. Ob die Rekonstruktion der frühindustriellen Zeugen Sinn macht, obwohl die Funktionsbauwerke der hochindustriellen Produktion verschwunden sind, kann unseres Erachtens durchaus diskutiert werden. Jesenice unterlag bereits seit dem 14. Jahrhundert der Bergordnung der damaligen Fürstentums Krain. In der Nähe von Jesenice, an der ersten Autobahn - Raststätte hinter der österreichischen Grenze, steht im Freien bunt angemalt die translozierte 9 m große Pelton - Turbine, die die Walzen des Eisenwerkes angetrieben hatte. In Ravne (gesprochen Raune) und Prevalje, im Drautal kurz vor der Grenze zu Kärnten, wurde ebenfalls sehr früh Eisen produziert. Bis 1947 war in Ravne noch ein Puddelofen in Betrieb. Heute findet man ein Werk der Stahlverarbeitung sowie ein kleines Museum, das in einer schönen Halle mit Holz - Binder - Dachkonstruktion um eine Ausstellung mit historischen Maschinen ergänzt werden soll. Glanzstück soll ein hierhin translozierter und eventuell betriebsbereiter Puddelofen sein. Unseres Erachtens sollte überlegt werden, beide Museen mit einer weiter entwickelten Konzeption in die steirische Eisenstraße einzubinden. Im Nachbarort Prevalje sind von der reichen Geschichte der Eisenerzförderung und Eisen - Gewinnung bis auf eine kleine Ausstellung im Kulturhaus fast keine Spuren mehr erhalten. Das komplett als Denkmal geschützte Dorf Kropa ist ein außerordentlich gut erhaltenes Ensemble, das Zeugnis von vor- und frühindustriellen Produktionsmethoden der Nagelschmiede ablegt. Noch heute sind im Ortsbild mehrere Mühlen - Kanäle erhalten. Die Häuser sind recht hoch und breit mit flachen Dächern. Im Untergeschoss dieser Schmiedehäuser wurden die administrativen Funktionen der Werkstätten erledigt, das erste Geschoss diente als Wohnung der Schmiedeherren, in den weiteren Geschossen lebten die Schmiede. Männer und Frauen waren in den Schmieden tätig; ausweislich einiger Fotos wurden die Kleinkinder und Säuglinge während der Arbeitszeit in den Schmieden betreut, was vermutlich bereits für eine frühkindliche Gehör - Resistenz gesorgt haben dürfte. Eine der Schmieden ist betriebsfähig erhalten; wir hatten Gelegenheit, eine Schauvorführung anzusehen. In der vielleicht 50 qm großen Schmiede arbeiteten an drei Feuern 15 bis 20 Personen. Für die verschiedenen Nageltypen waren verschiedenen Amboss - Aufsätze vorgesehen, so dass die Produktion rationell, typisiert und Markt - orientiert erfolgen konnte. Wenn alles glatt geht, benötigt ein Nagel etwa 30 sec reine Produktionszeit. Neben der Massenware Nägel gab es auch beachtliche Tätigkeiten von Kunstschmieden, wie an einem Hauseingang gut zu sehen ist. Das kleine Museum zeigt neben Modellen des Dorfes und der Antriebe auch weitere Kunstschmiedestücke. Das Eisen wurde zunächst an Ort und stelle erschmolzen; ein Ofen aus dem 13. Jahrhundert wurde vor einigen Jahren etwas oberhalb des Dorfes entdeckt. Die Holzkohle kam von bis zu 839 Meilern aus den darüber liegenden Bergen, im Wesentlichen im Winter per Schlitten. Im Jahre 1552 fiel Kropa unter die Bergordnung des Fürstentums Krain - mit den üblichen Privilegien wie Abgabenfreiheit. Technik - Museum BistraWir hatten Gelegenheit, das slowenische technische Museum in Bistra 20 km südwestlich von Ljubljana zu besichtigen. Es ist untergebracht in einem umgebauten Kloster an einer mächtigen Karstquelle mit einer beeindruckenden Wasserrad-Landschaft. Die Wasserräder dienen zum Antrieb einer Sägemühle, von Schmiedehämmern und einer Getreidemühle. Landwirtschaftliche Maschinen einschließlich einer betriebsfähigen Lokomobile als Dreschmaschine sind Schwerpunkt der Sammlungen. Großen Raum neben Fahrzeug - Ausstellungen mit Fahrrädern, Motorrädern, Pkws sowie Spezialfahrzeugen ein, deren Zusammenhang mit der slowenischen Industriegeschichte uns Auswärtigen nicht von vornherein klar war. Eine Sonderausstellung beschäftigt sich mit der Geschichte der Tankstelle. Ljubljana und ArchitekturRund um Ljubljana gibt es eine Reihe von technischen und Baudenkmälern, die hier kurz erwähnt werden - Getreidespeicher von 1930 im funktionellen Stil der Zeit in Zalog - eine Brücke im frühen Beton - Gabriel - Gruber - Kanal von 1750 zur Umgehung der für die Schiffahrt schwierigen Schleife der Ljubljanska im Stadtgebiet. Wegen Budget - Überschreitung musste angeblich der Projektleiter fliehen - Gusseiserne Brücke von 1867, heute ist die Konstruktion beidseitig verlegte Rohrleitungen verdeckt - Zuckerfabrik von 1830 mit Erweiterungen von 1850 im Stadtteil Moste. Sie ist als technisches Denkmal gelistet, aber ihrer Maschinerie beraubt und ruinös. Der Umbau zur Shopping Mall scheiterte vor kurzem - Trafostation von 1922-26 im Stadtteil Moste (Foto) - ein von Menschen betriebener Göpel mit Horizontalachse auf dem Gelände der Burg ("Tretmühle"). Der Blick von hier auf die Dächer der Altstadt ist beindruckend. - Schlachthof von 1900 mit erhaltenen Gebäudefragmenten aus dieser Zeit und einem Mini - Garten zwischen Bahn und Mauer - Ljubljanska-Wehr vom berühmtesten slowenischen Architekten Plecnik mit sparsam gesetzten Art - Deco - Elementen. Einige architektonische Kleinode sind auch weiter im Land zu besichtigen, wie etwa der im art - deco - Stil gehaltene Eingang der Fischfabrik von Koper. Josef PlecnikDer bereits erwähnte Architekt Joesef Plecnik Spielte in der slowenischen Architektur eine zentrale Rolle von 1925 bis zu seinem Tod 1957. Er prägte einen eigenen Stil mit einem Griff in den Werkzeugkasten verschiedener Epochen, vor allem des Klassizismus; hinzu kamen eigene Ideen wie die Mischung aus Naturstein- und Ziegelmauerwerk nebeneinander oder die Verwendung von Abwasser - Röhren als Hohlsäuren in seinem wohl bemerkenswertesten Bau, der - Michaelis-Kirche von "Cerna vas" (Schwarzes Dorf im Moor gelegen) von 1932 werden diese Abwasser - Röhren neben einer im Innenraum sichtbaren Holzkonstruktion baustatisch eingesetzt. Die Kirche besitzt viele spannende Eigentümlichkeiten: der Altar an der Querseite, so dass die Besuche auf den Außenplätzen Gelegenheit haben, die Hals - Muskulatur zu spannen. Die Möbel sind individuell geschreinert und erinnern etwas an den Stil der Shaker in Neu - England. Jede Lampe ist individuell gestaltet. Der Turm ist teil - transparent mit Außentreppe. Der Pastor wohnt im Untergeschoss. - der Friedhof von Zale im Osten der Stadt ist wohl das größte und geschlossenste Projekt mit reicher Formensprache, enthaltende Eingangsgebäude, Kapellen, Kirche und Wege. Fast durchgehend schlicht weiß enthält es durch antikisierende Arkaden und Kapitelle einen verspielten Charakter (Foto). - Die Markthallen, als Teil eines neuen Rathausprojektes 1940 bis 1942 im klassizistischen Stil als Säulenhalle entstanden in der Innenstadt. - Die Drei Brücken im Zentrum von Ljubljana - Die Nationalbibliothek, die wir nicht besichtigten.
Am RandeDass Slowenien mit Recht stolz auf seine nationale Größe ist, erhellt aus einer Antwort des slowenischen Verteidigungsministers auf die Frage eines NATO - Generals, ob Slowenien sich bei einem gemeinsamen Manöver mit Hubschraubern beteiligen könne und wolle: Genügt einer oder sollen wir alle beide schicken ? Wie ernst man die Industriedenkmalpflege nimmt, bewies uns das Depot im Privatgarten unseres Gastgebers. Hier lagern unter den vielen Gegenständen, die (vorläufig) dem Schrottplatz entkommen sind, eine Strassenbahn, diverse Grubenhunde, unzählige Ersatzteile und, last but not least, ein Baluster des slowenischen Star-Architekten Plecnik ... Bleibt zu erwähnen, dass in Slowenien das Parkverbot vor der Haustür für Strassenbahnen ebenso gilt, wie für KFZ; gab es doch für oben erwähntes "Exponat" ein Knöllchen! Auch wenn die Landwirtschaft ähnlich wie in anderen europäischen Ländern stark auf dem Rückzug ist, wird noch immer von den Wiesen Heu gewonnen mit Hilfe einer slowenischen Spezialität, den "kosolci": dies sind überdachte Gestelle mit Masten aus Holz, heute aus Beton und quer liegenden Balken, die zum Aufhängen und Trocknen dienen und das Bild der Wiesen in weiten Teilen des Landes prägen. Wir hatten Gelegenheit, an einer improvisierten Festivität teilzunehmen in einer nach unseren Begriffen "grau" erstellten Ferienhaus - Baustelle. Die Fröhlichkeit und Spontaneität der Teilnehmer kompensierte den Garagen - Charakter vollständig. Natürlich verschmähten wir keineswegs die Sehenswürdigkeiten des slowenischen Karstes. Besonders beeindruckend neben der berühmten und überlaufenen Postojna - Höhle die in der Nähe gelegene Burg Predjamski und die riesigen Grotten mit dem unterirdischen Fluss Reka von Skocjanske, in der viele Generationen von Fledermäusen ihre Spuren hinterlassen haben, die vielen Dolinen. Schließlich gönnten wir uns im besten Abendlicht noch eine Übersicht über den Karst in der Nähe der Skocjanske - Höhle. Schließlich stießen wir immer wieder auf die Spuren der Zeitgeschichte, etwa ein Denkmal für von der Wehrmacht erschossene Geiseln in der Nähe von Jesenice. Fotos:
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© Christian Brünig Stand: 20.06.2005 Dank an |