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Leben auf dem Claim

Ein Besuch im März 1996 (1)

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Ziegelei- Landschaft
Mit einem Taxi fahren wir um 12 Uhr zu einer Ziegelei 4 km südöstlich von
Ausladen aus dem Ringofen
Patan, insgesamt etwa 12 km von Katmandu entfernt. Unterwegs erfahren wir, dass eine unerfahrene Frau etwa 40 Rupien am Tag verdient, ein erfahrener Mann 80 bis 100. Insgesamt 8 dieser Ziegeleien liegen dicht beieinander in einer staubig- gelbroten Landschaft, jeweils im Mittelpunkt des Abbaugebietes. Als Werkzeuge werden benutzt ein Abbauspaten und eine Holzform für die Ziegel. Das Abbaugebiet jeder dieser Ziegeleien ist in „Claims“ abgeteilt. Jedes Claim mit einer winzige Hütte aus versetzt gestapelten ungebrannten Ziegeln, so dass sich ein Muster aus  Luftlöchern in der Wand ergibt, Strohdach, einem etwa 1 m hohen Eingang und einer Menge Kinder davor. Dies ist alles, was die Menschen hier zum Leben haben: kein Trinkwasser, keine Toiletten. Kinder „im schulpflichtigen Alter“ am Arbeitstag vormittags sind normal; der Schulinspektor, der die Kinder zur Schule absammelt, verirrt sich selten hierher.
Die Claims sind jeweils vielleicht 25 X 25 m groß; pro Ziegelei gibt es etwas mehr als 100 dieser Claims.  Ich schätze, dass auf jeder Ziegelei mindestens 500 Menschen leben. Es gibt eine zentrale offene Wasserzuleitung mit einer milchigen Brühe, um den Lehm zum Verarbeiten (wieder) anzufeuchten. 96.N0922.jpg (69564 Byte)
Ziegelei- Claims


Alltag im Claim
Die Arbeiterfamilien werden nach Stückzahl bezahlt; eine Frage nach irgendwelchen Arbeitszeit- Regelungen wird mit Unverständnis quittiert. . Viele kommen aus Indien und afrikanischen Ländern, weil das Dasein als Wanderarbeiter dem den Lebensgewohnheiten der Newari widerspricht (Leben in der Mehrgenerationen – Großfamilie).  Auf dem Areal herrscht ein unglaubliches Gewimmel.

Pro Kopf und Stunde können etwa 180 Ziegel händisch geformt werden, etwa 1000 am Tag. Der Preis für gebrannte Ziegel beträgt für diese Menge etwa 1500 Rupien.

trocknende Ziegel
 

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Material für einen neuen Ziegel greifen

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"Einstäuben"

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Energisch in die Form einbringen

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Abziehen des überquellenden Lehms

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Auskippen des Ziegels aus der Form

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Staub für die Handform verteilen
Geformt wird in voller Sonne (24 ° im Schatten, aber welcher Schatten?) in der typischen Hock- Haltung mit dem Hinterteil auf den Fersen. Der Lehm für einen Ziegel wird in entsprechender Menge aus dem frisch angenässten Haufen genommen, im Staub gerollt. Die Holzform mit trockenem Material eingestäubt. Der Lehmbrocken kommt mit Schwung in die Form, die Ecken werden angedrückt. Mit einem Stück Draht werden die aus der Form herausquellenden Massen abgeschnitten und kommen wieder auf den Rohlehmhaufen zurück. Die Form kommt mit Schwung umgedreht auf den flach gekehrten Trockenplatz neben den letzten Ziegel. Schließlich wird die Form nach oben abgezogen.
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© Christian Brünig                                                                                                                        Stand: 17.12.2003   Dank an