Bernd Glaser - Faltenwurf

59. Bergische Kunstausstellungen - Museum Baden, Solingen-Gräfrath
14. Juni 2005 bis 28. August 2005



 
Bernd Glasers schwarz-weiße Diaprojektionen, die meist den gesamten Ausstellungsort einbeziehen, sind räumlich-zeitliche Ereignisse, die den Besucher durch den Prozess der Wahrnehmung in das Geschehen integrieren. Der zentrale Aspekt seiner Installationen ist die Behandlung des Immateriellen, des projizierten Lichts. Es handelt sich hier weniger um ein fotografisches Anliegen, sondern dem Bildhauer Bernd Glaser dient das Dia gewissermassen als Schablone, um Licht zu formen. Skulpturen vergleichbar werden die gezeigten Objekte ohne einfassenden Rand, also freigestellt präsentiert.

Die Bewegung des Betrachters im Raum und die zeitliche Abfolge des Wahrnehmungsprozesses sind hier, ähnlich wie bei Künstlern der Land-Art, wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Insbesondere durch den starken Effekt, den die Kombination von Raumlicht, Projektonslicht und Bewegung im Ausstellungsraum bewirkt, bietet die so entstehende Erfahrung des Betrachters in Glasers Werken einen offenen Schatz an Deutungsmöglichkeiten. So ist der Ausstellungsbesucher zugleich Beobachter und Produzent in einer dynamischen, sich ständig verändernden Konstellation von Ereignissen, durch die das Verhältnis zur räumlichen Umgebung seiner gewohnten Koordinaten enthoben wird.

In der Ausstellung im Museum Baden in Solingen zeigt Glaser eine Diainstallation, die auf seiner Auseinandersetzung mit dem Tragen von Kopftüchern beruht. Die Bilder sind das Ergebnis seiner Recherchen über die kulturelle Frage, welche Rolle die Kopftücher in der Mode spielen, wie solche Tücher gebunden werden, wie der Faltenwurf aussieht und wie das Licht darauf den gezeigten Kopf plastisch überhöht. Ausgangspunkt für Glasers Überlegungen war ein Zitat Friedrich Nietzsches: "Die Veränderung des allgemeinen Geschmacks ist wichtiger als die der Meinungen". Der Künstler selbst: "Angenommen das Kopftuch, welches auch in der Öffentlichkeit der deutschen Städte immer häufiger getragen wird, ist weniger ein religiöses Symbol, sondern vielmehr das modische Accessoire einer Gesellschaftsgruppe, die nach ihrer Identität sucht, dann müssen wir davon ausgehen, dass es früher oder später auch von anderen Gruppen aufgegriffen und als attraktiv betrachtet wird oder als modische Erscheinung wieder verschwindet. Formal betrachtet, und das ist meine Betrachtungsweise in der Ausstellung, ist das Kopftuch der Ästhetik des Faltenwurfs verpflichtet. Er ist ein ureigenes Thema der künstlerischen, gestalterischen Bilder- und Skulpturengeschichte."

Text: Rupert Pfab